Florida ist ein schönes Fleckchen Erde. Vor allem, wenn’s um Death Metal in Reinkultur geht und man sich mal so richtig schön den Kopf absägen lassen möchte. DARK SERMON, eine äußerst junge Band aus Tampa, hat es offenbar darüber hinaus geschafft, ein Label wie Nuclear Blast von den eigenen Qualitäten zu überzeugen, ohne dass die breite Öffentlichkeit je etwas von ihnen zu hören bekommen hat. Ende März fand „In Tongues“ – das Debüt-Album – also seine Schöpfung und wagt somit einen Kaltstart.
Unvoreingenommen an diese Schlachtplatte heranzugehen erweist sich von Beginn an als äußerst schwierig, denn DARK SERMON haben mit obigem Death Metal in Reinkultur wenig bis gar nichts zu tun, sondern wildern stattdessen im beliebten Metal-/Deathcore-Franchise. Dort ist es mittlerweile richtig schwer geworden, einen „Eyecatcher“ (oder im musikalischen Falle vielleicht „Earcatcher“) zu releasen. „The Shepherd’s Staff“ macht da zu Beginn noch einen ganz vernünftigen Eindruck. Das schwarzmetallische Schlagzeugspiel und die später einsetzenden, recht melodischen aber dennoch brutalen Gitarren (erinnern an THE BLACK DAHLIA MURDER) verausgaben sich sehr harmonisch, die erste Schwachstelle allerdings lässt sich beim Gesang ausmachen, denn: Mehr als Standard ist das nicht, was Johnny Crowder da vor sich hergröhlt. Typische Shouts, die man so schon in zig verschiedenen anderen Deathcore-Acts vernommen hat, ein paar Growls, denen die Kraft völlig abgeht, dazu sporadische, höhere Keifparts („Imperfect Contrition“; „Hounds“), die sich als einzige mit dem Attribut „auffällig“ schmücken dürfen.
Instrumental lassen die Amis kaum etwas anbrennen, was das bereits angesprochene „Hounds“ und vor allem „Cursed“ unter Beweis stellen. Die Soli sind äußerst gelungen, das haben DARK SERMON ihren Konkurrenten ohne Zweifel voraus. Die Riffs hingegen sind zwar technisch auf einem fortgeschrittenen Niveau, entwickeln aber auch aufgrund des zuweilen sehr biederen Songwritings („Forfeit I“; „Forfeit II“) einen zu repetitiven Charakter um Langzeitwirkung oder Eigenständigkeit entfalten zu können. Selten stechen die Songs wie das ungewöhnliche „The Tree Of New Life“ heraus, weil sie ebenso selten aus gängigen Mustern ausbrechen. Der zähe Aufbau gepaart mit eingestreuten Akustikparts überzeugen hier auf ganzer Linie und erinnern an BEHEMOTH. „Testament“ und der finale Titeltrack festigen die Gedanken an das polnische Extraklasse-Quartett ein letztes Mal.
Aber genau das ist auch die Crux, wenn man „In Tongues“ ein Ohr spendiert. Einen eigenen Sound lassen DARK SERMON über weite Strecken ebenso wie aufkommende Spielfreude vollkommen vermissen. Ihr Debüt fällt damit trotz technischen Potenzials äußerst regungs- bzw. emotionslos aus, da die Jungs jeglichen Anhaltspunkt dessen vermissen lassen, warum sie eine Band gegründet haben und stattdessen nicht einfach irgendwo einem „normalen“ Beruf nachgehen. Ordentlich, mehr aber auch nicht.
Kommentare
Sag Deine Meinung!