Dark Sarah - Behind The Black Veil

Review

Mit „Behind The Black Veil“ präsentiert die finnische Opernsängerin Heidi Parviainen, die früher bei AMBERIAN DAWN sang, ihr erstes Solo-Debütalbum. Das Projekt „DARK SARAH“ erzählt die Geschichte einer jungen, innerlich zerrissenen Frau. Der erste Song „Save Me“ stellt Sarah als Hauptcharakter vor, die gerade von ihrem Mann am Altar verlassen wurde. Im Moment größter Verzweiflung erwacht ihre bösartige Seite, eine andere Person, die auf Rache sinnt: „Dark Sarah“. Die 13 Songs auf „Behind The Black Veil“ nehmen den Hörer auf eine psychologische Reise durch die bittersüßen Emotionen mit und konfrontieren ihn dabei stetig mit den beiden Persönlichkeiten, zwischen denen Sarah schwankt. Definitiv eine reizvolle Konzeptidee.

Der Opener „Save Me“ stimmt in Filmmusik-ähnlicher Manier auf die kommende Geschichte ein, das reiche Orchester untermalt Heidi Parviainens glockenhelle Stimme, leider ist der Song etwas getragen und der Refrain erst bei mehrmaligem Hören eingängig. Der Sound erinnert sehr an TARJAs erstes Solo-Album „My Winterstorm“. In „Poison Apple“ widmet sich Sarah ihren Racheplänen: Sie will ihren ehemals Geliebten vergiften und ist sich sicher, dass er ihr nicht mehr wehtun kann. Der DARK SARAH-Song nimmt erst im letzten Drittel nach einem rockigen Gitarrensolo an Fahrt auf und birgt einen ebenfalls sehr getragenen Chorus im Stile des Opera Metal.

Noch eben beflügelt von ihrer Rache, wird Sarah in der Ballade „Hide And Seek“ mit ihrer Haltlosigkeit konfrontiert, sie spürt ihre emotionale Verwirrung aufsteigen und reflektiert ihre eigene Person während der letzten Beziehung. Die ergreifende, tiefe Klavierbegleitung verleiht dem Track einen Musical-ähnlichen Touch, später sorgen unheimliche Streicher für einen volleren Sound. Für „Memories Fall“, zu dem vorab bereits ein Video gedreht wurde, konnten DARK SARAH den ersten Gastmusiker auf „Behind The Black Veil“ gewinnen: Manuela Kraller (ehemals Sängerin von XANDRIA). Sarahs zwei Persönlichkeiten führen hier ein Zwiegespräch mit dem Schicksal (gesungen von Manuela Kraller). Die beiden starken klassischen Stimmen harmonieren zu den rhythmischen Gitarren und hinterlassen mit dem knackigen Refrain einen bleibenden Eindruck.

Auf „Evil Roots“ bieten DARK SARAH erneut ein starkes Duett, diesmal mit Inga Scharf (VAN CANTO) als „The Queen Of No Good“, um Sarahs Gedanken in Dialogen darzustellen. Sarah ergibt sich der Macht des Bösen und überlässt ihre Seele der Schlangenkönigin. Die eingängigen Gitarrenmuster und der melodische Refrain laden unweigerlich zum Mitwippen ein und machen den Song zu einem Highlight des Albums. Die sehr theatralischen Elemente in der Begleitung von „Violent Roses“ sind hörenswert und führen Sarahs Rachepläne weiter aus: Sehr metaphorisch ist ihr Garten nun voller giftiger Pflanzen, deren Gesellschaft sie genießt. Kein typischer Metal-Song. „Hunting The Dreamer“ bietet in einem Zauberspruch, mit dem Dark Sarah ihren ehemals Liebsten verflucht, sogar ein paar finnische Vocals.

„Fortress“ zeichnet in düsterer Atmosphäre Sarahs Ängste vor ihrer zweiten Persönlichkeit nach. „Silver Tree“ ist mit kompaktem Orchester und schnellen Gitarren einer der flotteren Songs auf „Behind The Black Veil“, Sarah beschließt, sich dem Bösen in ihr zu erwehren und dieser Täuschung nicht weiter nachzugeben. „Sun, Moon And Stars“ ist ein eher standardisierter, belangloser Song, in dessen Refrain wenigstens Heidi Parviainens Stimme etwas virtuoseren Einsatz genießt. Sarah sucht ihre innere Stimme, Ruhe in sich und den Weg zurück zur schönen Seite des Lebens, an die sie sich zu erinnern versucht. Im Duett „Light In You“ mit Tony Kakko (SONATA ARCTICA) als „The Moon“ überwiegt wieder der Musical-ähnliche Charakter der Musik in Kombination mit dem unglaublich kitschigen Songinhalt: So spendet der Mond Sarah in der Dunkelheit Trost, gibt ihr Hoffnung, ihre zerbrochene Seele zu heilen und begleitet sie durch die Nächte, bis die ersten Sonnenstrahlen einen neuen Tag einleiten. Zu diesem Song wurde im winterlichen Finnland im Februar ein Video gedreht, das Vierte für „Behind The Black Veil“.

DARK SARAHs „Behind The Black Veil“ beinhaltet ein zweieinhalbminütiges „Sarah’s Theme“, das mit einer bezaubernden Klaviermelodie daherkommt und keine richtigen Vocals besitzt. Außerdem findet sich auf der Platte noch eine orchestrale Version von „Memories Fall“. Der Schlusstrack „A Grim Christmas Story“ parodiert auf sarkastische Weise das bekannte traditionelle Weihnachtslied „The Twelve Days of Christmas“, indem sich Sarahs wahnsinnige Gedanken an die Ermordung ihres Mannes, dessen Geliebter, Besucher und letztendlich der Polizei entladen.

Heidi Parviainens Debüt „Behind The Black Veil“ mit dem Projekt DARK SARAH ist ein gut durchdachtes Konzeptalbum mit einer reizvollen Geschichte, deren Umsetzung musikalisch leider nicht immer in eingängiger Form gelungen ist. Trotz namenhafter Gastmusiker – die Idee, Sarahs Gedanken in Duetten darzustellen, ist viel versprechend – bleibt die klassische Sängerin unter ihren stimmlichen Möglichkeiten. Viele Songs zeigen eher den Charakter eines Musicals oder Filmmusik-ähnliche Elemente, die sich nur durch die genaue Beschäftigung mit den Lyrics erschließen: Der Hörer muss gewillt sein, sich in die Geschichte hineinzudenken und zu fühlen und die Atmosphäre so auf sich wirken zu lassen. Etwas wenig Metal, viel Inhalt und Metaphern: Ein anspruchsvolles Crossover-Album, definitiv nichts für „nebenbei“.

Shopping

Dark Sarah - Behind the Black Veilbei amazon13,99 €
06.05.2015

Shopping

Dark Sarah - Behind the Black Veilbei amazon13,99 €

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37234 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare