Dark New Day - Hail Mary

Review

DARK NEW DAY wurden mal als Supergroup herumgereicht, nicht ganz zu Unrecht, wenn man sich die Liste der beteiligten Musiker anschaut. Aus der Taufe gehoben wurde die Alternative Metal/Rock-Band 2005 von Clint Lowery (SEVENDUST), Brett Hestla (VIRGOS MERLOT), Corey Lowery (STEREOMUD, STUCK MOJO), Troy McLawhorn (DOUBLEDRIVE) und Will Hunt (EVANESCENCE). Auf das schnell erscheinende Debüt „Twelve Year Silence“ folgte tatsächlich, wenn auch nicht 12 Jahre währende Stille.

DARK NEW DAY wäre nämlich beinahe das passiert, was schon einige Bands (wie z.B. DARWIN’S WAITING ROOM) durchmachen mussten: Auf einem Berg neuer Musik sitzen, vom eigenen Label gedropt werden, aber wegen rechtlicher Nickeligkeiten keinen Zugriff mehr auf die Musik haben. Ich finde es ja immer noch erstaunlich, wie der Unisono-Chor der Musikindustrie vom Schutz der Urheberrechte und Musiker singt, wenn immer wieder Bands im großen Stil einfach nur verarscht werden, ohne dass man das als Mensch mit noch funktionierendem, gesunden Verstand nachvollziehen könnte.

Doch DARK NEW DAY konnten ihre Fesseln sprengen und veröffentlichten vor einem Jahr zunächst „New Tradition“, welches bereits 2006 hätte erscheinen sollen. „Hail Mary“ ist nun bereits das dritte Album einer Band, die in dieser Form seit Jahren inaktiv ist, und bei der sich die Musiker bereits in mehreren Nebenprojekten betätigt haben.

Mit „Goodbye“ gelingt ein sympathisch harter, energischer Einstieg mit einem derart kernigen Gitarrensound, der wie Balsam für’s Trommelfell wirkt. Und dann… geht es nicht etwa genau so weiter, sondern öffnet sich ein Album mit einem deutlich Metal-lastigen Rahmen, gebaut rund um einen bisweilen schon pop-rockigen, mainstream-freundlichen Kern. „Simple“ etwa ist eine hochmelodische, vielschichtige Nummer mit Synth-Elementen und reichlich Pop-Appeal. Wer eingängigen Rock mag, wie er auf Soundtracks von 90er Blockbustern gepasst hätte, wird hier einige positive Entdeckungen machen können. Ob balladeske Versuche wie „Saddest Song“ oder adrenalinpumpende Rocker wie „Outside“: Hier gibt’s viel leichte Kost für’s hüpfende Herz.

Das Titelstück hingegen ist eine gelungene Balance aus melodischen Texturen und klarer Gitarrenkante. Macht sich nicht nur als Anker im Albummittelfeld gut, sondern hätte in dieser Form noch öfter auftreten können. Mit „Fiend“ wird dann nochmal richtig stark aufgespielt, Ähnlichkeiten zu NONPOINT sind sehr willkommen.

Dennoch: Mehr Ecken und Kanten wären willkommen gewesen, statt radiofreundlicher Songs in einer Radiolandschaft, die ohnehin viel freundlicher zu Plastikpop ist. Als „lost album“ jedoch keine lieblose Restverwertung, wie man das bei dieser Bezeichnung schon öfter erfahren musste, sondern tatsächlich eine überzeugende Sache, bei der es wirklich schade gewesen wäre, wenn diese Songs für alle Ewigkeiten auf alten Masterbändern verschimmelt wären.

05.03.2013
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