Die spanische Band DARK MOOR kennt man vor allem von ihren metallischen Neuinterpretationen klassischer Musikstücke. Natürlich haben sie mitunter auch mal starke eigene Songs, wie „In The Heart Of The Stone“ oder „Faustus“ geschrieben. Aber was von ihnen wirklich via Youtube in den letzten Jahren durch die Metal-Freundeskreise ging, waren zurecht die fantastischen „Dies Irae“ von der 2002 „The Gates Of Oblivion“ und „Swan Lake“ von der 2009er „Autumnal“. Das sind die beiden Alben, die man als Power und Epic Metal Fan von DARK MOOR besitzen darf, und „Ars Musica“ ändert daran erstmal nichts.
Das liegt vor allem daran, dass die Grundqualität des Albums zwar überdurchschnittlich ist, ein herausragender Weltklassesong aber fehlt. Selbst der Opener „The First Lance Of Spain“, bei dem man merkt, dass die Band alle Register ziehen wollte, nutzt sich gegen Ende etwas ab. Andere Nummern, wie das melodielastige „It Is My Way“ oder der aggressive Höhepunkt „Living In A Nightmare“ fallen zwar durch spannende Ideen auf, scheinen diese aber nicht richtig nach Hause fahren zu können. Generell wirkt „Ars Musica“ etwas gehetzt. Bei einigen Passagen merkt man sofort, wie viel Mühe sich die Band gegeben hat, wohingegen andere Stellen stark nach Füllmaterial klingen. DARK MOOR funktioniert immer dann am besten, wenn sie die volle orchestrale Schiene fahren und die groovenden Riffs mit mächtigen Streicher- und Bläserarrangements aufwerten. Wenn sie das nicht tun, wirken sie schnell uninspiriert, und erinnern an poppigen 80er Hard Rock. In der Regel bedient sich jeder Song auf dem Album aus beiden Welten. Abgesehen von der uninspirierten Kitschballade „Gara And Jonay“, die man getrost überspringen kann.
Nur um das hier nicht wie einen Verriss klingen zu lassen: „Ars Musica“ ist immer noch ein gutes Album. Aber es frustriert mich, großartige Refrains wie in „Together As Ever“ zu hören, mich gleich darauf aber durch lustlose Strophenfragmente langweilen zu müssen. Gleichzeitig gefällt mir, dass die Band sich kompositorisch in eine musical-artige Richtung entwickelt, und damit aus der Masse von Epic Metal Bands ein wenig herausstechen kann. Das oben erwähnte „Living In A Nightmare“ ist da ein gutes Beispiel: Zwar wird hier ordentlich geknüppelt und geschrammelt, der Song aber auch regelmäßig durch schauspielerhaft verstellten Gesang oder spookige Klavierläufe ironisch gebrochen. Wenn der Refrain auch nur ansatzweise so gut wäre, wie das Introriff und Solo, hätte das ein ganz großer Knaller werden können.
Aber so fügt er sich in die Reihe der Lieder mit verschenktem Potential nahtlos ein. Einer Newcomertruppe hätte ich das verziehen. Aber bei so erfahrenen Musikern wie DARK MOOR wirkt das einfach schlampig. Musicalfreunde sollten trotzdem mal reinhören.
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