Ein glasklarer Fall ist, dass es DARK HORIZON ohne das Erbe Jon Nödtveidts wohl nicht gäbe. Immerhin hat der Fünfer aus Kassel den Anstand besessen, sich nicht BLACK HORIZONS zu nennen – trotzdem geht das Tributieren an die Vorreiter des melodischen Black/Death Metals relativ weit. Schon das Intro (übrigens stilecht „Intro“ betitelt) ist mit seinen allein gelassenen Gitarrenakkorden und der schwerst von „The Somberlain“ inspirierten Leadgitarre ein klares Indiz dafür, wohin die Reise geht.
Auf ihrer ersten Demo (übrigens komplett auf MySpace zu hören) hacken sich die Hessener durch vier Songs, deren Qualität leider beträchtlich schwankt. Das nahtlos aus dem Intro startende Titelstück „Surrealistic Existence“ greift zwar die Harmonik des Intros auf, ist aber meines Erachtens nach einfach unvorteilhaft arrangiert. Dem Drumkit fehlt der Biss, der relativ zahnlose Doublebass-Beat nimmt dem Song die Eier und das Tempo. Die Kurve kriegt der Song nur kurzzeitig, nämlich dann, wenn die Gitarren schwedisch-zweistimmig und von einem erfrischend gängigen 4/4-Schweden-Blast über die Spielzeit getrieben werden. „My Last Decision“ ist vermutlich der am Wenigsten aufregende Song des Demos und ähnelt seinem Vorgänger erstaunlich.
DARK HORIZON haben definitiv ihre stärksten Momente, wenn sie sich auf den Black-Metal-Anteil ihres Black/Death Metals verlegen. Den fahren sie zu Beginn von „Between The Spheres“ auch kräftig auf, mit einem CARPATHIAN FOREST-ähnlichen, endlich etwas zügigerem Doublebass-Part. Die ganze schöne, grimmige Stimmung versauen sie sich allerdings zielsicher schon nach einigen Sekunden, und zwar mit einer düdeligen und vollkommen deplatzierten Pagan-Metal-Leadgitarre. „Realm Of The Fallen One“ hat zwar keinen bravourösen Titel, ist dafür allerdings klar der Song mit der besten Tendenz – auch wenn nur die wenigsten Riffs wirklich wiedererkennbar sind. Und wenn sie dies sind, ist ganz offensichtlich, woher die Inspiration kam (s.o.). Die groovigen Momente erinnern mich außerdem zu deutlich an den modernen Melodic Death Metal mit Viking-Schlagseite (und an MITHOTYN), und beides zusammen ergibt eine manchmal reichlich krude Mischung.
Für den ersten Versuch ist „Surrealistic Existence“ insgesamt gut gelungen und geht vollkommen in Ordnung, auch in der wirklich anständigen Produktion. Die instrumentalen Fähigkeiten sind vielleicht nicht herausstechend außergewöhnlich, dafür klingen DARK HORIZON allerdings authentisch und relativ charmant. Die großen Probleme sehe ich in dem mitunter etwas ruppigen Arrangement und der leicht ziellosen Stilistik, den meiner Meinung nach kitschigen und nicht songdienlichen Sologitarren, und vor allem in dem erschreckend ausdruckslosen Gesang. Was der Kapelle (und damit auch ihrer Demo-CD) fehlt, ist ein Gesicht. Spielen können viele, solide Songs schreiben auch – wenn mir eine Platte aber wirklich gefallen soll, muss eine Menge mehr drin sein.
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