Dark Fortress - Ylem

Review

Nach Veröffentlichung von “Eidolon” im Jahre 2008 werfen die Landshuter DARK FORTRESS im altbewährten Zwei-Jahres-Rhythmus eine neue Scheibe auf den Markt: “Ylem”, benannt nach Aristoteles‘ Bezeichnung der Urmaterie, aus der die Welt entstand, erscheint, wie bereits die beiden Vorgänger, bei Century Media.

Auch bei “Ylem” sprengen DARK FORTRESS erneut die Grenzen der Schublade “Black Metal” und glänzen wie eh und je mit Freude am Experimentieren und keinerlei Scheu vor neuen Einflüssen und Ideen. Obwohl dies nach den bisherigen stilistischen Sprüngen und Brüchen der Band mit jedem Album eigentlich schon fast zu erwarten war, überrascht “Ylem” den Hörer dennoch.
Der Titeltrack “Ylem” eröffnet das Album und scheint zunächst an dem Punkt anzusetzen, an dem schon “Eidolon” angesiedelt war und zwar bei schnellem, eingängigem Black Metal, gepaart mit atmosphärischen, ruhigen Passagen. Bereits bei den folgenden Songs ist jedoch eine deutliche Tendenz zu erkennen, die die Scheibe vom straighten Charakter “Eidolon”s unterscheidet und eher Parallelen zu dessen experimentellem Vorgänger “Séance” aufweist. Der Gesang ist weniger aggressiv und wird stellenweise sogar durch geflüsterte und gesprochene Parts ergänzt, die Gitarren sägen souverän drückend und düster oder untermalen die Atmosphäre der Songs mit hastigen, beängstigenden Soli. Die Struktur der Songs treibt diese nicht nur stetig nach vorn, sondern setzt mehr auf den Aufbau einer enormen Spannung, die das ganze Album durchzieht und den Hörer absolut in den Bann zieht. Die dunkle, aber mächtige Grundstimmung von “Ylem” schlägt sich auch im Tempo nieder, so sind die meisten Songs im unteren Tempobereich oder im Midtempo angesiedelt, grooven sogar manchmal etwas. Auf einen knüppelnden Genickbrecher, wie “Baphomet”, wird allerdings weitesgehend verzichtet, richtig Fahrt kommt in die Scheibe immer nur stellenweise, so z.B. bei “Satan Bled” oder “Nemesis”.
Die eigentliche Überraschung des Albums erwartet den Hörer jedoch beim letzten Song “Wraith”. Noch nie zuvor gab es bei DARK FORTRESS cleanen Gesang und gerade der Einsatz dieser schönen, düsteren Stimme des Gastsängers macht den Song zu etwas ganz Besonderem und dem Highlight des Albums schlechthin. Zudem ist dieser Song der absolute Beweis dafür, dass die Landshuter auch mal ganz andere Wege einschlagen können, ohne dass man nicht dennoch sagen kann: Das ist DARK FORTRESS.

“Ylem” wird die Hörerschaft spalten, so viel ist klar. So manchem hart gesottenen Black Metaler wird “Ylem”, im Besonderen als Nachfolger von “Eidolon”, einfach zu weich oder gar langweilig erscheinen, anderen mag die Musik vielleicht zu experimentell und verworren sein. Mir allerdings, die ich eine Schwäche für eben solch atmosphärische und von Spannung getragene Alben habe, gefällt “Ylem” sehr gut. Es reiht sich zudem perfekt in die bisherige Diskografie der Landshuter ein und zeigt nur eine weitere Seite, die DARK FORTRESS haben können.

15.01.2010
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