Dark Fortress - Eidolon

Review

Galerie mit 14 Bildern: Dark Fortress - Wave Gotik Treffen 2016

Unbeirrt vom Ausstieg ihres langjährigen und imageprägenden Sängers Azathoth im letzten Jahr scheinen mir DARK FORTRESS zu sein. Die Landshuter ließen ihr mittlerweile fünftes Album kurzerhand von ihrem neuen Sänger Morean textlich umarbeiten und ballern es nun als „Eidolon“ unters Volk. Und ich vermute sehr stark: damit werden sie bestens ankommen, und das nicht nur bei den Mädels.

„Eidolon“ ist ein überraschend düsteres Album geworden. Zum einen ist der musikalische Teil abwechslungsreicher geworden, als es meiner Ansicht nach noch auf dem relativ drögen „Séance“ vor zwei Jahren zu begutachten war. Mittels einiger wirklich schmissiger Riffs, bei denen umfangreich aber gekonnt neueren SATYRICON gehuldigt wird („Baphomet“ oder „Edge Of Night“ – dreist, aber geil!), möbeln DARK FORTRESS ihren sonst überaus fixen und kühlen Black Metal bangkompatibel auf, verlieren aber nie die Songdienlichkeit aus den Augen. Zwischen schwedisch inspirierten Highspeedtracks mit sphärischem Touch („No Longer Human“), die selbst die Kollegen von NAGLFAR heute in dieser Güte nicht mehr auf die Kette bekommen und klassisch düsteren Black-Metal-Songs mit Black’n’Roll-Einschlag („Cohorror“) verstecken sich auch Songs, die zeitweise an klassischen Rock, mitunter auch sowohl an die rhythmisch-industrielle Kühle der mittleren DIMMU-BORGIR-Phase als auch einige stiloffene Metalcore-Kapellen erinnern („The Unflesh“ oder „Analepsy“).

Sehr gut gefällt mir der ausgewogen gelungene, aber sehr prägende Keyboardeinsatz in den Songs, der mitunter fast das Flair von TIAMATs „Clouds“ versprüht (ebenfalls „Analepsy“) und die letzten Reste an Dunkelheit vermittelt, die eben mit purer Raserei nicht zu erreichen sind. Schön, dass die Jungs das erkannt haben.

Und Morean? Stimmlich vollkommen anders gelegen als Azathoth, macht sich der Mann auf seinem Gesangsdebut mehr als erstaunlich gut, gibt sich variabel, knurrig und erstaunlich genrefremd. Statt hysterischem Gekreische erleben wir, wie sich Morean als Bandneuling überaus homogen in den Gesamtklang von DARK FORTRESS einfügt, seine Stimme verfremden, verzerren, pitchen und verhallen lässt und in seiner kontrollierten Exzentrik dabei durchaus manchmal an Attila Csihar erinnert. Der Mann geht vollkommen in seiner Rolle auf, macht seine Sache professionell und gut und hat damit der ganzen Band einen großen Dienst der Erneuerung erwiesen. Ganz analog zu den Songs ist Morean ein, pathetisch gesagt, eher im Dark als im Black Metal verhafteter Sänger mit einer seltenen Stimmbandbreite.

Mich freut, dass „Eidolon“ das neben „Stab Wounds“ stärkste Album von DARK FORTRESS geworden ist, vielleicht sogar das bessere von beiden. Die Produktion ist auf international hohem Niveau (wenn auch relativ steril, so doch weniger steril als beim direkten Vorgänger), die Songs bis auf ein oder zwei leichte Hänger weit überdurchschnittlich gut und einprägsam, die Band hörbar stilsicherer geworden und instrumental absolut fit. „Eidolon“ tritt vielleicht nicht in die tiefsten Tiefen der Black-Metal-Mystik ein, bricht keine Geschwindigkeits- und keine Originalitäts-Rekorde, ist dafür aber ein gut hörbares Album geworden. Wer mit modernem Black Metal nur das Geringste anfangen kann, wird bei „Eidolon“ in Verzückung geraten.

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09.02.2008

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6 Kommentare zu Dark Fortress - Eidolon

  1. nischel sagt:

    Ich muss sagen das diese Scheibe einer der besten ist die ich je gehört habe. Mehr gibts von mir nicht zu sagen, denn diese CD sollte jeder haben der dem Black Metal nicht wiederstehen kann.
    Anspieltipp: Baphomet

    10/10
  2. ldiablo sagt:

    Nach mehrmaligem hören muss ich leider sagen, dass ich vom Album total enttäuscht bin.Dark Fortress waren für mich nach Stab Wounds und Seance einer der besten Black Metal Bands überhaupt, daher lag die Erwartung sehr hoch. Nach der Meldung über den Weggang von Azathoth hatte ich die Befürchtung, das wir ein Juwel des modernen BM verlieren. Das hat sich für mich leider bestätigt.Konnte der alte Vocalist noch aberwitzige Facetten und Stimmungen produzieren von Wahnsinn über Traurigkeit bis zum Hass, so wirkt der neue Gesang einfach nur hilflos. Das Unvermögen wird versucht durch permanentes Verzerren der Vocals zu überspielen, auf Dauer wirkt das allerdings einfach nur unbeholfen und sogar langweilig. Die eigentliche Stimme Moreans bekommt der Höhrer fast nie präsentiert, was die Vermutung nahelegt, das er es einfach nicht kann. Das alles wäre noch zu verkraften, wenn nicht auch die Musik ein gewaltiger Rückschritt wäre. Weit weg vom Abwechslungsreichtum von Seance, keine Düsternis wie auf TFED und Stab Wounds, holzen sich Dark Fortress nun wie so viele Genrekollegen durchs Set, mit Sicherheit auf technisch höchstem Niveau, und auch die Produktion ist super. Aber es fehlt leider das, was ne super Scheibe halt ausmacht: Hammersongs, die mitreissen. Durch den nun durchweg hochgehaltenen Hyperspeed wirken die Songs oft überladen, marschartige Rhytmen fehlen diesmal leider fast ganz.Versteht mich nicht falsch, Eidolon ist mit Sicherheit eine gute BM Scheibe, aber gemessen an Ihren Vorgängern für mich ein Flop. Das liegt imo in erster Linie am Weggang von Sänger Azathoth, dessen Werdegang ich gerne weiter verfolgen würde

    6/10
  3. Anonymous sagt:

    Leider war auch ich etwas enttäuscht am Anfang, aber dann hat sich das Blatt gewendet. Natürlich, und das ist der große Wehrmutstropfen kommt Morean nicht an Azathoth ran, aber ich muss dem Beitrag meines Vorredners entgegensetzen dass die Songs selbst schon geschrieben wurden BEVOR Azathoth die Band verlassen hat. Also hätte sich mit ihm nix geändert, nur Texte und Gesang wären anders gewesen. Es war also klar dass das neue Album aggressiver als die beiden Vorgänger wird, aber es ist immernoch unverkennbar Dark Fortress. Leider hätte ich mir mehr von der Horror-Atmosphäre von Séance gewünscht, Eidolon ist eindeutig weniger experimentell und in gewisser Hinsicht vielleicht auch ein "Nummer-Sicher"Album das an dieser Stelle der Entwicklung sehr wichtig ist. Ich kann nicht leugnen dass Azathoth einfach fehlt, obwohl Morean seinen Job sehr gut macht. Am Ende bleibt ein hochklassiges Black Metal-Album, das aufgrund der Qualität der Songs nciht weniger als 8 Punkte verdient (meiner Ansicht nach), mich aber wenn ich ehrlich bin auf keinen Fall so berührt wie die beiden Vorgänger es zu tun vermochten.

    8/10
  4. cursewithmourn sagt:

    Das Cover und die vom PC entstellten Bandfotos verraten schon, dass Dark Fortress entgültig in die Reihen von Dimmu Borgir, Behemoth und Belphegor gehören und Alben in Hinblick auf ihre Konkurrenz machen.

    Aber nun zum Album, was dieses herabwertet ist Moreans charakter und harmloser Gesang, außerdem setzt er den so gelobten Untertongesang zu selten ein.Weiter die Synthis die sich viel zu oft nach Fiat Lux anhören. Bleiben noch die widermal meisterhaft gespielten Gitarren, sowohl rythmisch, als würde sie ein Werwolf schwingen, als auch melodisch. Jedoch überwiegen ab dem ersten Lied die Rythmen zum wilden Headbangen und zertrümmern zuweilen die filigranen Tremololäufe und tragen dazu bei, das kein Lied wirklich mit etwas Besonderem herausrakt, vielmehr wird alles mit einem roten Faden fest zusammengeschürt.

    Es fällt dieses Etwas wie in den ersten drei Songs von Seance, dass einen versucht zu zerreisen, dennoch sind die vielstimmigen Melodien grandios und verdienen allein diese 6 Punkte.

    6/10
  5. doktor von pain sagt:

    Kurz und schmerzlos: Gutes Album!

    8/10
  6. xXx-Oimel-xXx sagt:

    Morean ist scheiße,Morean ist schlecht usw. Ich kann´s nicht mehr hören. Sicher ist ein Wechsel am Mikrofon immer mit einem Totalverlust verbunden. Doch dafür, dass er während der Aufnahmen hinzugestoßen ist, macht er seine Sache mehr als gut.
    Ich selbst finde noch heute den Gesang auf „Eidolon“ befremdlich doch spätestens seit der „Ylem“ hat er sich perfekt integriert.
    Musikalisch sind DARK FORTRESS eh top! :p

    8/10