Dark Drive Clinic - Noise In My Head

Review

Manchmal gibt’s das ja: Den Wow-Effekt bei Musik, von der man soweit eigentlich keine übermäßigen Erwartungen hatte, die Überraschung, wenn man das Debüt einer Band (oder in diesem Fall: eines Projekts) hört und sofort die Professionalität und Fortgeschrittenheit der – vermeintlichen – Anfänger (im eigentlichen Wortsinn ohne negative Konnotation) heraushört.

Das Wort „Anfänger“ muss bei DARK DRIVE CLINIC allerdings direkt wieder relativiert werden, wie sich beim Lesen des Pressesheets schnell herausstellt, denn der Kopf dahinter ist kein geringerer als der Brite John Fryer, der seit über 30 Jahren als Producer tätig ist und unter anderem für den Sound von Alben solcher Namen wie DEPECHE MODE, NINE INCH NAILS, HIM oder CRADLE OF FILTH verantwortlich zeichnet. Eben dieser Herr Fryer hat sich nun mit diesem Projekt zur Aufgabe gemacht, mit einem erstaunlich homogen wirkenden Sound Elemente aus der elektronischen Dance-Musik, Pop, Industrial, aber auch dem Alternative und Gothic Rock miteinander zu verbinden. Unterstützt wird er dabei lediglich von der Sängerin Rebecca Coseboom (mehr oder weniger bekannt von den Electro-/Pop-/Trip-Hop-Acts HALOU und STRIPMALL ARCHITECTURE).

Musikalisch erschafft Mr. Fryer auf „Noise In My Head“ eben genau das: Geräusche im Kopf, die mit ihrer Distanziertheit und assoziativen Kraft unweigerlich Bilder verschiedenster Arten beim Hörer hervorrufen. Das Grundgerüst der 13 Songs auf dem Album sind unterschwellig treibende elektronische Klänge mit meist stark verfremdeten E-Gitarren, gekrönt durch den poppig-melancholischen, aber nie kitschigen Gesang Rebecca Cosebooms. Auf diese Weise schaffen es DARK DRIVE CLINIC, die verschiedenen oben genannten Stilelemente miteinander zu vereinen, wobei vor allem der Industrial einen größeren Einfluss auf John Fryer gehabt haben dürfte.

So ist „Noise In My Head“ kein einfaches Album – bei allem Industrial- und Electro-Einfluss ist es nicht sonderlich tanzbar, bei allem Pop-Appeal (der eh hauptsächlich durch Frau Coseboom in die Musik gebracht wird) zwar oft eingängig, aber nie wirklich massenkompatibel, bei allen E-Gitarren, die sich auf das Album geschlichen haben, definitiv nicht für musikalisch engstirniges Rock-Publikum gedacht. Wer aber mit einem oder mehreren der genannten Genres warm werden und gleichzeitig über den musikalischen Tellerrand schauen kann, der wird mit „Noise In My Head“ durchweg interessante Klangcollagen mit unterschwelliger Eingängigkeit und besagter assoziativer Kraft vorfinden, denen man sich schwer entziehen kann – sofern man sich denn darauf einlässt.

Schubladendenken sollte man für DARK DRIVE CLINIC zu Hause lassen. Wenn man sich jedoch auf „Noise In My Head“ einlassen kann, bekommt man ein von Anfang bis Ende interessantes, aber auch schwieriges Album geboten.

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20.11.2011

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