Dark Angel - Darkness Descends

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Zeitreise in die Anfänge eines Genres. Gene Hoglan mit zarten neunzehn Jahren.  Die anderen Mitstreiter schimpfen sich Don Doty (Vocals), Eric Meyer (Gitarre), Jim Durkin (Gitarre) und Rob Yahn (Bass). Zusammen sind sie DARK ANGEL. Thrash ist 1986 natürlich schon auf der Landkarte, viele Klassiker wie „Reign in Blood“ (nur einen Monat vorher veröffentlicht), „Master of Puppets“ oder in hiesigen Landen „Pleasure To Kill“ sind ebenfalls in diesem Jahr erschienen.

Aber mit dem Inferno, was auf „Darkness Descends“ statt findet, können sich selbst heute die wenigsten Platten messen. Sieben Splittergranaten, die in den Gehörgängen gezündet werden und bleibende Schäden in Form von dicken Moshpits, kaputten Instrumenten, Körpern und einer wahren Sucht nach dieser Art Musik hinterlassen. Der Härtegrad und die Rohheit des Zweitwerkes von DARK ANGEL ist selbst in den nachfolgenden Dekaden für viele Extrem-Metal-Bands eine große Inspiration geblieben.

„Darkness Descends“ schreibt Geschichte – lange nach Veröffentlichung

Lustigerweise schlagen DARK ANGEL nicht mit ihrem Debüt ein Jahr zu vor („We have arrived“, 1985) ein, sondern mit ihrem Zweitwerk „Darkness Descends“ und das auch erst so richtig in der Rückschau.  Schon wenn einem im Opener Don Doty „this city is guilty, the crime is life, the sentence is death!“  entgegen plärrt (die Lyrics orientieren sich im Song an der Comicbuch-Serie Judge Dredd) und auch im Schlusspart noch einmal vom Leder mit seinen hohen Schreien zieht, ziehen sich die Hi-Top-Sneaker und Patronengurte quasi von selbst an.

Die Riffs schneiden zu jeder Zeit wie ein gutes Filetmesser durch die Trommelfelle, egal ob das Abrissbirnen wie „Merciless Death“ oder „The Burning of Sodom“ sind oder eher Midtempo-Stampfer in für Thrash unheiligen Längen über 8 Minuten wie „Black Prophecies“. Gene Hoglan scheint für damalige Verhältnisse alle Lügen strafen zu wollen, dass Dave Lombardo der schnellste Drummer weit und breit ist und das Ergebnis spricht für sich. Auch der Bass von Yahn trägt hörbar blubbernd als weiteres Utensil zum Audiomassaker bei.

Heutzutage ist die Produktion für viele vielleicht ein Graus, die ein oder andere Stelle ist ein wenig holprig und nicht im Timing, die Musik arg primitiv, aber das trägt alles nur zum Charme bei. Denn das Energielevel, welches transportiert wird, ist auch heute noch wahnsinnig hoch und schwer zu toppen oder zu kopieren. Allen Zweiflern sei gesagt: „We’ll give you merciless Death!“.

DARK ANGEL – häufig übersehen, dafür nicht weniger wichtig für den Thrash

Hier gibt es keine Gnade, keine Verschnaufpause, sondern pausenlos auf die Zwölf. Trotzdem hat jeder Song genug Eigenständigkeit um nicht als blosse Kopie des Vorgängers gewertet zu werden.

DARK ANGEL haben mit ihrem Zweitwerk einen häufig von vielen übersehenen, aber nichts desto weniger berechtigten Klassiker geschaffen. Während man die Ansprüche bezüglich Songwriting auf den Nachfolgern deutlich hochschraubte, so rotzig, ungestüm, aggressiv und eingängig wie auf „Darkness Descends“ waren DARK ANGEL danach nie wieder.

Zur grossen Bekanntheit hat es leider nie gereicht und auch in Sachen Diskographie kann man sich leider auf keine grosse Karriere berufen. Trotzdem haben DARK ANGEL mit diesem Album dem Genre einen wichtigen Teil dazu gegeben, ohne welchen sicherlich etwas gefehlt hätte. „Darkness Descends“ hat bei keinem sich selbst respektierenden Thrasher in der Sammlung zu fehlen.

 

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13.05.2020

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2 Kommentare zu Dark Angel - Darkness Descends

  1. Nether sagt:

    Da werden Erinnerungen wach. *seufz*

    9/10
  2. Schraluk sagt:

    Da gibts gar nichts groß zu kommentieren, eines der besten Thrash-Alben die jemals gemacht wurden. Punkt. Leider konnte mich die Band vor einigen Jahren auf dem Hellfest nicht mehr überzeugen, die Stücke dieser Perle wirkten vollkommen saft- und kraftlos, die Band alt und müde.

    10/10