Dæmonesq - The Beauty Of Letting Go

Review

Hände hoch, wer waschechte Black-Metal-Bands mit weiblichen Bandmitgliedern aufzählen kann? Mal abgesehen von den Deutschen DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT und den Japanerinnen GALLHAMMER fallen einem da vielleicht nicht mehr allzu viele namenhafte Bands (und ja, ich bin mir sicher, einigen KommentatorInnen hier können noch zig weitere nennen). Die aus Essen stammenden DÆMONESQ rund um Frontfrau Rægina haben sich vorgenommen, dass von Männern dominierte Genre des Black Metals kräftig aufzumischen. Derzeit befinden sie sich nach eigenen Aussagen noch bei den Aufnahmen ihres ersten Studioalbums. Für einen Vorgeschmack veröffentlichen sie die EP „The Beauty Of Letting Go“.

Das Schöne Biest, das man nicht loslassen will

Letztendlich ist es gerade im Black Metal ziemlich egal, wer vorne am Mikro steht. Bei krächzenden Gesangspassagen kann man in der Regel kaum zwischen Mann und Frau unterscheiden. Und so ist das Label, dem sich DÆMONESQ hier unterordnen wollen, reines Marketing, um sich schon vor Debüt von der Masse abzuheben. Allerdings haben sie das gar nicht nötig. Denn was DÆMONESQ auf „The Beauty Of Letting Go“ abliefern, überzeugt durchaus und setzt sich gerade durch die Qualität des Songwritings und der satt produzierten Aufnahme deutlich vom schwarzmetallenen Bodensatz ab. Statt schnödem, monoton vor sich hin rumpelnden Black Metal präsentieren sich DÆMONESQ erfrischend vielseitig, ja fast schon progressiv.

Die Mischung machts bei DÆMONESQ

Und hier liegt die große Stärke von DÆMONESQ: Sie schaffen es – fast schon spielend leicht – einen bunten Cocktail der Black-Metal-Historie vorzulegen und einen wilden Mix zwischen DARKTHRONE, IMMORTAL, KAMPFAR, frühen DIMMU BORGIR, BÖLZER, DER WEG EINER FREIHEIT und ENSLAVED zu erstellen. Auch melodische Elemente aus dem Death Metal kommen nicht zu kurz. So erinnert Rægina in Songs wie „Displaced“ schon fast an ex ARCH ENEMY Frontröhre Angela Gossow (und ja, das ist als Kompliment gemeint). In jedem der vier Stücke zeigt sie, dass sie sich vor elaborierten männlichen Kollegen in der Szene keinesfalls zu verstecken braucht. In „Allure and Grandeur“ wiederum kommen dezente BETHLEHEM-Momente hoch. Rundherum ist „The Beauty Of Letting Go“ ein wirklich gelungener erster Einstand einer noch sehr jungen Band, der mehr als Lust auf einen vollwertigen Langspieler macht. Bleibt zu hoffen, dass sie das Level an Qualität beibehalten (oder sogar noch weiter ausbauen).

23.02.2022

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2 Kommentare zu Dæmonesq - The Beauty Of Letting Go

  1. Headcleaner sagt:

    Und vielleicht schaffen sie es ja auch auf dem ersten Album mal so etwas wie einen eigenen Stil zu entwickeln, statt nur munter Versatzstücke aneinanderzukleben. Das, was ich bisher gehört habe, war leider absolut belanglos. Auch live haben sie im Vorprogramm von Primordial total gelangweilt. Wer Wert darauf legt, individuellen BM mit (ausschließlich) weiblichen Mitgliedern zu hören, kann lieber aktuell zu Doodswens greifen, oder sich „Herbarium“ von Turdus Merula zu Gemüte führen.

  2. der holgi sagt:

    diese Band wirkt konstruiert, sie ist völlig frei von Missverständnissen, es umgibt sie nicht die geringste Aura, handwerklich ist das alles gut, es hat sogar saustarke Momente und zwar nicht nur im verlinkten Song hier im Beitrag

    aber der Baukasten alleine macht keine geile Band, das ist ne Binse, ich weiss 🙂