Dämmerfarben - Im Abendrot

Review

Nach einer Demo unter dem alten Bandnamen SCHATTENWINDES DÄMMERFARBEN („Des Herbstes Trauerhymnen“, 2006) sowie einem Beitrag zur Compilation „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ (2010, hier bereits mit verkürztem Namen) veröffentlichen die Nordrhein-Westfalen von DÄMMERFARBEN nun via Northern Silence Productions das offizielle Debütalbum der Band rund um Gitarrist, Cellist und Sänger Nostarion (der eigentliche Sänger Nachtgarm – bekannt von NEGATOR – konnte aus persönlichen Gründen nicht bei den Aufnahmen dabei sein, bleibt aber trotzdem als festes Bandmitglied dabei). Zusammen mit mehr oder weniger von anderen Bands bekannten Mitmusikern (Fergen Grimnir von u.a. THRONDT am Bass und Christopher Duis von KERBENOK hinter dem Schlagzeug) hat sich Nostarion nun mit „Im Abendrot“ ein sehr poetisches Werk ersonnen, welches mit viel Tiefe und Atmosphäre ausgestattet ist, allerdings auch durch einige Aspekte negativ auffällt.

Um mit den positiven Punkten zu beginnen, muss erwähnt werden, dass „Im Abendrot“ immer dann was kann, wenn es ruhig und gemächlich zugeht. Das ist auch gar nicht so selten, denn das Black-Metal-Grundgerüst, auf dem DÄMMERFARBEN ihr Debüt aufbauen, wird immer wieder von verträumten, melancholisch-melodischen Akustik-Parts unterbrochen, welche viel Platz auf dem Album einnehmen und ihm eine ganz besondere atmosphärische Tiefe verleihen. Dem Hörer werden hier unweigerlich Bilder von einem Abendspaziergang durch die Natur in den Kopf gesetzt, während die Sonne langsam untergeht und eine leise Brise im Herbst die letzten Blätter von den Bäumen weht. Wer also beim Musikhören gerne die Augen schließt und sich davontragen lässt, dürfte mit „Im Abendrot“ definitiv gut bedient sein. Auch die schnelleren Black-Metal-Parts können durchaus etwas, auch hier wird durch melodische Leads, teilweise auch durch Synthesizer, eine Tiefe geschaffen, um die sich viele anderen Bands umsonst bemühen, und auch Nostarions Screams können sich durchaus sehen lassen. Allerdings, und hier komme ich zu den Seiten an „Im Abendrot“, die negativ auffallen, können die härteren Seiten des Albums nur selten wirklich überzeugen und mitreißen, da es dem Sound hier an allen Ecken und Enden an der Tiefe fehlt, über die das Songwriting, die Musik selbst, eigentlich verfügt. Das liegt zum Großteil daran, dass die komplette Rhythmusfraktion einfach dünn klingt, besonders das Schlagzeug klingt stark nach Plastik, aber auch der Bass von Fergen Grimnir ist nur ganz selten prägnant herauszuhören und fettere Rhythmusgitarren soll es auch schon gegeben haben.

Nicht, dass ich was gegen Nekro-Underground-Black-Metal-Sound hätte (wenn es sich in Grenzen hält), aber eben in die Nekro-Underground-Richtung geht die Musik von DÄMMERFARBEN nicht: Hier wird auf eine melancholische, verträumte Atmosphäre, eben auf Tiefe gesetzt – und die droht in allen Teilen, in denen die Akustikgitarre und das Cello durch Black Metal ersetzt werden, einzustürzen. Der Sound hätte eben einfach auch etwas mehr Tiefe, ein bisschen Durchschlagskraft benötigt. Dann hätte man „Im Abendrot“ wahrscheinlich sogar in einem Atemzug mit Klassikern des atmosphärischen Black Metals wie den frühen DORNENREICH-Alben nennen können. So jedoch bleibt trotz tollem Songwriting (und vor allem auch ziemlich fähigen Leuten an den Instrumenten) und vielen guten Ansätzen stets ein fader Beigeschmack. Trotzdem gebe ich „Im Abendrot“ wegen seines musikalischen Potenzials gute sechs Punkte – und trotzdem ist da noch viel Luft nach oben. Die Band muss im Auge behalten werden!

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11.05.2011

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1 Kommentar zu Dämmerfarben - Im Abendrot

  1. katharinab sagt:

    Die Black Metal-Parts sind hier und da wirklich etwas zahnlos, was meiner Meinung nach aber größtenteils der Produktion geschuldet ist. Die wunderschönen akustischen Parts, die einen Großteil des Albums ausmachen, holen das jedoch locker wieder raus. Nur zu empfehlen!

    8/10