D-A-D - A Prayer For The Loud

Review

Galerie mit 19 Bildern: D-A-D – A Tour For The Loud 2019 in Berlin

Zuhause in Dänemark sind D-A-D Stars und auch von „A Prayer For The Loud“ werden dort einige Milliarden über den Ladentisch gehen. Menschenmassen werden in der Nacht vor der Veröffentlichung vor ihrem Download-Portal campieren, Neugeborene vermutlich beiden Geschlechts Jacob oder Jesper genannt, das laute Leben gepriesen werden. Das ist unangenehm. Für alle Länder, in denen das nicht so ist. Denn klar ist: Der Mensch muss sich vom Tiere unterscheiden – und zwar durch die Kultur. D-A-D um die Gebrüder Binzer sind diese Kultur in ihrer edelsten Form, sind R-O-C-K. Und: „A Prayer For The Loud“ ist das beste D-A-D-Album des 21. Jahrhunderts. Gelogen wird nicht auf metal.de.

„A Prayer For The Loud“ hat den passenden Namen

Gestanden werden muss dabei: Dem weltweiten Siegeszug der Cow-Punks aus Kopenhagen stand nicht nur die generelle Banausigkeit des Menschen als solchem im Wege. D-A-D waren und sind zwar die beste Live-Band der Welt und jedes Album dieser Band darf blind erstanden werden. Aber nicht jedes Stück der letzten Jahrzehnte hat(te) das Zeug, Leute zu bekehren, auf dass sie ihr armseliges Leben dem Rock’n’Roll widmen mögen. Einiges blieb schwer greifbar, anderes eher gesichtslos, viel wurde experimentiert.

„A Prayer For The Loud“ hält sich mit so etwas nicht auf. Sondern galoppiert ohne Zügel und doch maximal lässig und souverän 30 Jahre zurück zum furiosen Start der Band, die sich nicht mehr DISNEYLAND AFTER DARK nennen durfte. Verkündet vom leicht gepressten und absolut eigenen Gesang Jesper Binzers, doch getragen und dominiert vom famosen Spiel seines Bruders Jacob an der Leadgitarre gibt es hier elf Nummern, mit denen nichts neu erfunden, aber in ins Schwarze getroffen wird: nämlich die verkaufte Seele aller der Gitarrenmusik Verfallenen.

Und D-A-D haben uns in der Hand

Der Titelsong beginnt als ZZ TOP-Demonstration in Coolness, bevor er sich zum ungezügelten Lautstärken-Bekenntnis aufschwingt. „The Sky Is Made Of Blues“ ist nur im Grundsatz ein sprechender Titel, sondern eigentlich ein melancholischer, doch recht flotter Hardrocker mit edlen Hooks der Gitarre. „A Drug For The Heart“ wiederum zeichnet ein so unkitschiges Lagerfeuer, wie es auch AEROSMITH nur selten zu entflammen in der Lage waren. „Musical Chairs“ dagegen ist eine Rock’n’Roll-Nummer, welche die Herren so straight, verschwitzt und brennend im Prinzip seit „Riskin‘ It All“ nicht mehr von der Kette gelassen haben. Dass „The Real Me“ nach Stadionrock-Finte eingeleitet und getragen wird vom Hauptriff von DAVID BOWIEs „The Man Who Sold The World“ wirkt in dieser Nachbarschaft charmant und ehrerbietend, nicht hilflos. Und „If The World Just“ ist schließlich die sehr angebrachte Arme-Schwenk-Hymne zum Abschluss.

Man lauscht ihnen also mit Wonne, Binzer, Binzer, Pedersen und Sonne. „A Prayer For The Loud“ verbindet Humor und Melancholie, Melodie und Energie, zeigt D-A-D, wie wir sie hören wollen und müssen. Das Phrasenschwein kann uns trotzdem mal.

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30.05.2019

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