Cynic - Re-Traced

Review

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Was macht eine hochgelobte Band kurz nachdem sie ihr erstes, hochumjubeltes Meilensteinalbum auf die Menschheit losgelassen hat? Sie trennt sich natürlich. Zum Glück haben es CYNIC nach ihrer Trennung 1993 nicht sein lassen können und sind vorletztes Jahr mit dem ebenfalls sehr starken „Traced In Air“ wieder zurück gekehrt, der Progressive Metal den sich die Amerikaner auf die Fahnen geschrieben haben hat damals auch uns gehörig überzeugt. CYNIC wären aber nicht CYNIC wenn sie dort nicht noch eine Schippe drauf legen könnten: mit Re-Traced erscheint im Mai eine frische EP mit vier Songs des letzten Albums und einem neuen Stück im Sci-Fi-Prog-Folk Gewand.

„Integral Birth“, „King of Those Who Know“, „Evolutionary Sleeper“ und „The Space for This“ hat man sich vom letzten Album nochmal zur Brust genommen und ordentlich durchs Mischpult gezogen. Letzteres beginnt direkt mit elektronischem Beatgetrommel, das den Rhythmus für das leicht verzerrte akustische Riff des Originals legt. Wer den etwas härteren Metalanteil von CYNIC mochte, der wird im Folgenden erstmal enttäuscht. Das Tempo bleibt gemählicher, viel Augenmerk liegt auf den elektronischen Spielerein, die dem Song einen rhytmischen Trommelanstrich zaubern. Allgemein ist bis auf die Stimme von Sänger Paul Masdival nur noch die Gitarre als konstantes Instrument tatsächlich wahrzunehmen, ab und an mischen sich noch klassische Drumsounds ins Bild. Ansonsten dominieren elektronische Klänge, die „The Space for This“ eine ganz andere Atmosphäre geben. Interessanterweise passt die Interpretation aber äußerst gut zum Song, man bekommt nicht das Gefühl eine auf Teufel komm raus recyclte Nummer um die Ohren gebrettert zu bekommen. Harmonischer, träumerischer, darauf liegt der Fokus.

„Evolutionary“ und „King“ sind da stellenweise schon etwas näher an der Härte des Vorbilds, müssen sich aber kreativ auch nicht hinten an stellen. Man kann sich nicht so recht entscheiden, ob die Songs nun eher in eine Lounge, einen Elektroschuppen oder doch in die Metalkneipe gehören, aber genau das machte das Interessante aus. Dennoch besteht kein Grund zum grenzenlosen Jubeln: auch wenn die Interpretationen neu sind, so recht bin ich mir nicht sicher ob mir die Ursprungsversionen nicht mehr zusagen. „Integral“ zum Beispiel bietet nicht mehr als ein zur Akustikversion umgebautes Kuschellied und, auch wenn sich die anderen Songs maßgeblich in Stimmung und Intention absetzen, bleibt doch mehr das Gefühl eines Experiments wie einer völlig neuen Offenbarung hängen. Für die Fans der härteren CYNIC-Gangart gibts dann noch „Wheels within Wheels“, dass am ehesten die stilistische Brücke zwischen „Traced In Air“ und dieser EP schlägt.

CYNIC-Fans werden wohl zuschlagen und an diese dürfte die EP letztlich auch gerichtet sein. Das Material ist interessant, aber letztlich entscheidet ein wenig der Preis ob fünf Songs mit vier mehr oder weniger bekannten Nummern die Sache wert sind. Sicherlich eine interessante Scheibe, dabei bleibt es aber auch.

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10.05.2010

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