Custard - Infested By Anger

Review

Die Herner Metaller von CUSTARD sind im Underground beileibe kein unbeschriebenes Blatt mehr. Mit ihrem aktuellen Album “Infested By Anger” legen die Herner um Gründungsmitglied Chris Klapper bereits ihren siebten Output vor, Demos mitgezählt. Wie es schon so oft in den 25 Jahren Bandgeschichte von CUSTARD gelaufen ist, hat auch das neue Album eine fast gänzlich andere Besetzung eingespielt, als noch den Vorgänger “Forces Remain”.

Die ganzen Besetzungswechsel dürften auch der Grund dafür sein, dass jede Platte der Herner anders als der jeweilige Vorgänger klingt. Waren die letzten beiden Scheiben “Wheels Of Time” (mehr) und “Forces Remain” (weniger) noch im typischen Power Metal mit GAMMA RAY-Färbung verwurzelt, kommt heuer ein deutlicher Schritt in Richtung US-Metal hinzu, wie der Opener “Gods Of War” unter Beweis stellt. Allerdings ist der Track nicht so ganz glücklich gewählt, da die Nummer nicht wirklich zwingend daher kommt. Zwar lässt der ungewöhnliche Refrain aufhorchen, doch insgesamt bleibt der Song für einen Opener zu blass. Das folgende “Death From Above” kann da schon wesentlich mehr, punktet durch gelungenes Songwriting, sowie einen packenden Refrain und etabliert sich als Highlight. Auch “Black Friday”, “Last Breath” und “Fire And Sword” gehen als Sieger über die Ziellinie. Vor allem letztgenannter Song ist ebenfalls ein herausragendes Highlight der Scheibe, da CUSTARD hier eine perfekte Balance zwischen harten, schnellen Parts und epischen Strukturen im Refrain gefunden haben. Auch die Beteiligung von DAWN OF DESTINY-Sängerin Jeanette Scherf bei dieser Nummer bereichert den Song ungemein und so gibt es ein wunderbares Duett mit Sänger Olli zu hören. Auch “300” kann durch abwechslungsreiches Songwriting und vor allem dem Kontrast schnelle Strophe/langsamer, epischer Refrain überzeugen. Das Qualitätslevel ist also recht hoch auf “Infested By Anger” und alle eben genannten Titel besitzen locker internationales Niveau. Wo viel Licht ist, gibt es logischerweise auch Schatten.

Mit “Hell Heart”, “Time To Bleed” und “Only Dust” haben sich dann leider auch drei Tracks eingeschlichen, die das Niveau nicht ganz halten können. Die Stücke Lückenfüller zu nennen würde zu weit gehen, dafür sind sie zu gut. Auf der anderen Seite verlagern sie den guten Gesamteindruck der Platte ein wenig nach unten. Nicht wirklich bedenklich, da spricht das starke Restmaterial gegen und trotz dieser kleinen Schönheitsfehler ist “Infested By Anger” eine gute Power-Metal-Scheibe geworden, die Fans der Fans nicht enttäuschen sollte. Auch Leute mit offenen Ohren für Power Metal mit US-Einschlag sollten der Vanillesoßenfraktion aus Herne eine Chance geben. Wenn CUSTARD auf die drei genannten Songs verzichtet hätten, wäre eine dickere Kaufempfehlung absolut drin gewesen.

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31.10.2012

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