Curse Upon A Prayer - Infidel

Review

Provokation und Black Metal gehören einfach zusammen. Da braucht es keine großen Vergleiche. CURSE UPON A PRAYER haben sich in ihrem antireligiösen Treiben auf den Islam und nicht wie handelsüblich auf das Christentum gestürtzt. Nun lässt sich trefflich darüber streiten, ob diese Religion in Finnland soweit verbreitet ist…aber der Kunst sind nunmal keine Grenzen gesetzt und „Infidel“ ist auch zu gut, als dass man zu lange darüber rätseln sollte.

Wichtig ist dennoch zu erwähnen, bevor es zu Missverständnissen kommt, dass CURSE UPON A PRAYER wert darauf legen, dies nur in einem religiösen und keineswegs politischem Kontext zu behandeln.

„Infidel“ ist von einer vehementen Leidenschaft „beseelt“

Nun aber zurück zu „Infidel“, das sich vehement und voller Leidenschaft einen Platz in den höheren Regionen der Best-Of-Listen des Jahres verdienen könnte. CURSE UPON A PRAYER sprühen nur so vor Energie und sind dabei weit weniger reduziert als man es von finnischem Black Metal gewohnt ist. Eine Fülle an einnehmenden Melodien, Tempovariabilität und vor allem dieses, in Ermangelung eines besseren Wortes, „beseelt“ sein, zeichnen das Drittwerk definitiv aus.

Langweilig wird es nicht. Im Gegenteil, deuten CURSE UPON A PRAYER durch ein paar verzerrte Gitarren doch hin und wieder unheilige Variationen fernöstlicher Melodien zumindest an. Gleichwohl liegt ihr Augenmerk selbstredend in den finsteren Klängen. So führt „Infidel“ zwar eher durch die hitzigen Feuer der Hölle als durch Schneeböen in tiefsten skandinavischen Wäldern, doch das steht dem Stil mehr als gut zu Gesicht. „Al-Masih ad-Dajjal“ geniert sich in seiner vom Midtempo geprägten Gangart eben so zu einem Ohrwurm wie der bissige Opener und Titeltrack „Infidel“. Letztgenannter Track spricht in den Strophen eine eher eisige Sprache, steigert sich in seinen dramatischen Höhepunkten aber zu einer vernichtenden Walze.

CURSE UPON A PRAYER dürften die nächsten Schritte gehen

Ganz ohne die berühmt berüchtigten Längen kommen CURSE UPON A PRAYER final zwar nicht aus, doch diese reduzieren sich auf ein fast vernachlässigbares Minimum. „Infidel“ hat dermaßen viel Dampf, zu der auch die überraschend klare und druckvolle Produktion beiträgt, dass sich hier aus Finnland ein spannender Sturm aus der Unterwelt, die Iblis-Verhehrung zählt ebenfalls zum Konzept, auftun könnte. Aus dem bisherigen Underground-Dasein dürften sie sich zwar nicht befreien, aber in diesem sollte „Infidel“ für die nächsten Schritte sorgen …

10.04.2020

Chefredakteur

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