Cultura Tres - Rezando Al Miedo

Freunde von Exotenmetal aufgepasst: CULTURA TRES stammen aus Venezuela, und das ist trotz einer ebenfalls globalisierten Metal-Welt doch immer noch eine Ausnahmeerscheinung. So viel als Vorwort. Noch überraschender für mich ist, dass CULTURA TRES weder Rumpel-Black-Metal noch Heavy/Power Metal mit einem in die Eier gekniffenem gekniffenen Sänger fabrizieren, sondern sich im Sludge ausgesprochen wohl fühlen.

So ist „Rezando Al Miedo“ auch ein psychedelicher Trip durch eher langsame bis mittelschnelle Nummern. Nebst Neben den hohen, schrägen Leads sorgen vor allem die ruhigeren Zwischenspiele für wirklich schöne Momente. Gerade zu Beginn lassen CULTURA TRES nichts anbrennen, denn sowohl „La Selva Se Muere“ als auch „Es Mi Sangre“ und „Hole In Your Head“ (übrigens einer der beiden einzigen Songs mit englischen Lyrics) schaffen mächtig Eindruck. Leider verfallen die Venezolaner danach in ziemliche Ideenlosigkeit. „1492“ überrascht zwar mit einem deftigen Up-Tempo-Part, aber kann das Ruder auch nicht rum reißen. Denn ab sofort regieren eher solide Lückenfüller, denen es weder gelingt die leicht vertrackte Art, noch die atmosphärischen Seiten der ersten drei Stücken einzufangen. Obendrein verlieren sich CULTURA TRES dann auch zunehmen in selbstverliebten, völlig banalen Gitarren-Soli – öde! Zum Glück versöhnt „La Ley Del Dolor“ dann noch mal: Eingängige Rhythmen, schnell ins Ohr gehender Klargesang und wieder das Gefühl, mit dem Song durch die Spielzeit zu schweben, herrlich. Warum mit „Forget I’m Here“ dann noch zwanzig Minuten Geräuschkulisse mit hintendran gepappt wurden kann ich dann nicht nachvollziehen.

Als EP wäre „Rezando Al Miedo“ tatsächlich fantastisch gewesen, doch mit Banalitäten und eben jenem beinahe ein Drittel der kompletten Spielzeit fressenden Outro verschenkt das Quartett dann doch einige Punkte. Schade drum, für Exoten-Liebhaber und Psychedelic-Fans aber ein hörenswerter Geheimtipp, auch wenn nur ein Drittel wirklich hochwertig ist.