Cult Of Luna - The Long Road North

Review

Seit beinahe 25 Jahren folgen CULT OF LUNA ihrer Vision, ihrer ureigenen Definition des Post Core/Metal, die beständig dem eingeschlagenen Pfad der dynamischen Klanglandschaften folgt, bewusst den Moment lebt, aber gleichzeitig auch immer wieder abseits des Wegs nach neuen Erkenntnissen sucht, mit neuen Akzenten den Sound zu neuen Dimensionen führt. Auch das neue Album „The Long Road North“ nimmt den Hörer mit auf einen weiteren Trip.

„The Long Road North“ – eine enge Verbindung zur jüngeren Vergangenheit

Das neue Album „The Long Road North“ ist eng mit den direkten Vorgängern „A Dawn To Fear“ (2019) und der „The Raging River“-EP (2021) verbunden. Die enthaltenen Songs stammen im Grunde aus derselben Phase des Songwritings von CULT OF LUNA. Einige der Songs wurden bereits 2018 während der Aufnahmen zu „A Dawn To Fear“ im Studio in Norwegen unvollendet aufgenommen, aber dann nicht für dieses Album verwendet. Ein Teil landete auf „The Raging River“ und einige auf „The Long Road North“. Und der Titelsong „The Long Road North“ wurde tatsächlich direkt nach der Session zu „Mariner“ geschrieben. Das ähnliche Feeling der Songs dieser Veröffentlichungen unterstreicht die Nähe, ohne dass jetzt alles gleich klingt. Gingen CULT OF LUNA früher auch mit einer Vision und klaren Struktur an neue Alben, so lassen sich die Schweden inzwischen eher von den Songs selbst leiten, wohin die Reise geht, inhaltlich wie musikalisch. Das führt nicht nur zu spontanen, von Instinkten gelenkten Entscheidungen, auch zu noch mehr Dynamik, lässt das Ganze organischer klingen.

Vertraut und erfrischend zugleich – das CULT OF LUNA Universum

„The Long Road North“ ist CULT OF LUNA durch und durch. Sehr cineastisch, voller Dynamik zwischen energisch aggressiv bis zerbrechlich, voll intensiver, dichter Atmosphäre. Episch, vielschichtig und ambitioniert. Von starken Emotionen geleitet, den Moment lebend. Vertraut, dabei sich nicht wiederholend, und erfrischend zugleich. CULT OF LUNA loten ein weiteres Mal die Grenzen des Post Rock/Metal und Core aus und definieren neu, von brutal krachend über wunderschön verträumt bis hin zu ausufernd experimentell. Und dabei gelingt es dem kreativen Kollektiv, die Songs und Musik bei aller Gegensätzlichkeit ineinander homogen fließen zu lassen.

Perfekt platziert ist der zwingende, pulsierende Opener „Cold Burn“, welcher den Hörer gleich in den Musikwelten von CULT OF LUNA willkommen heißt. Wildes Gebrüll, harscher, verzweifelter Gesang, aufbrausende Gitarrenschichten und -wände, massiv – die typischen Trademarks sind da! Dabei bleibt es natürlich keineswegs, CULT OF LUNA beschreiten natürlich auch wieder unkonventionelle Wege. Gastsängerin Mariam Wallentin von WILDBIRDS AND PEACEDRUMS veredelt das zurücknehmende „Beyond I“ mit ihrer fantastischen Stimme, die so viel Präsenz hat. Auch für Kontrast sorgen die experimentellen, atmosphärischen „Beyond II“ und „An Offering To The Wild“ mit Colin Stetson, bekannt für den am Soundtrack von „Hereditary“. Interessant auch, dass CULT OF LUNA Teile von „Blood Upon Stone“ während der Aufnahmen an die französischen Indie Rocker von PHOENIX erinnerte und kurzerhand von deren beiden Gitarristen Christian Mazzalai und Laurent Brancowitz neu einspielen ließen.

Alles in allem wirkt „The Long Road North“ noch cineastischer als seine Vorgänger. Im Detail ist das Album noch eine Spur getragener, etwas experimenteller, die Stücke atmosphärisch packender. Und das all die Verschiebungen in Dynamik und klanglicher Dichte gelingen, macht CULT OF LUNA einfach zu Meistern ihres Fachs.

02.02.2022

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

Exit mobile version