Über den Status von CULT OF ERINYES habe ich mich zu „Tiberivs“-Zeiten bereits gewundert. Daran hat sich auch im Zeitraum zu „Æstivation“ nicht viel geändert. Noch immer zählen die Belgier zu den Geheimtipps, aber eben auch nicht mehr. Eventuell liegt es an den spärlichen Live-Aktivitäten, aber das ist nur Spekulation. „Æstivation“ jedenfalls zeigt, dass CULT OF ERINYES auch einen Sängerwechsel gut verkraften können und auch heuer weiter an die Oberfläche drängen.
CULT OF ERINYES sollten mehr als ein „Geheimtipp“ sein
Für die Zielgruppe sind sie weder zu verkopft, noch zu austauschbar. Im Gegenteil: „Æstivation“ zeigt einmal mehr den Hang zu komplexen, finsteren, aber eben doch verdaulichen Arrangements. Die Rezeptur wurde geringfügig angepasst, sodass auch auf Kenner der Band ein paar Überraschungen lauern. Zunächst einmal zeigen sich CULT OF ERINYES noch vielseitiger und geben sogar Einflüsse aus dem Industrial Black Metal etwas Raum. So besitzt der Schlagzeug-Sound mitunter einen leicht sterilen Klang, der in manisch-rasenden Passagen („Death As Reward“) aber auch im eher gebremsten Tempo („Nihil Sacrum Est“) eine gewisse Kühle ins Klangbild bringt.
„Æstivation“: Zwischen Trademarks und kleinen Neuerungen
Darüber lassen sich aber die typischen Trademarks erkenne. Die sich sowohl in vielen Tempo-Wechseln als auch den charakteristischen Lead-Gitarren finden. Hier sind es wieder finstere Momente, die dem Material das besondere „Etwas“ geben. Gleichzeitig fungieren sie als Pendel zwischen surrealen Bedrohungsmomenten und, wenn auch seltener, harmonischen Ruhepolen, die „Æstivation“ auszeichnen. In diese Vielseitigkeit reiht sich auch Neu-Sänger Déhà ein, der seine Stimme äußerst variable einsetzt. Sowohl in tiefen, als auch hohen Schreien als zusätzliches Element Reizpunkte setzt und mit zeitweise in Hysterie umschlagenden Tonlagen für ein zusätzliches Momentum sorgt.
Alles in allem bleibt es dabei: CULT OF ERINYES gehören auf jeden Einkaufszettel von Hörern, die sich zeitgenössischem Black Metal jenseits der Post-Subkultur verbunden fühlen. „Æstivation“ ist ein weiterer starker Genre-Output, der sich hoffentlich auch endlich in mehr Live-Darbietung beweisen darf.
Wau. Was für ein Brett. Und genau wie die ‚Tiberivs‘ 2017 muss ich auch bei der neuen Scheibe 2020 die volle Punktzahl vergeben. Cult Of Erinyes liefern für mich das erste wirkliche Highlight ist n diesem noch jungen Jahr und auch wenn ein ‚Hit’ der Sorte ‚Bred For War’ für mich nach ein paar Durchgängen noch nicht zu erkennen ist, bleiben sie ihrem Stil im Großen und Ganzen treu. Ziemlich dissonante Parts treffen auf kleine aber kurze, morbid wirkende melodische Parts, mit Ausflügen in leicht industrielle Parts und oldschoolige 90er Reminiszenzen. Auch wenn ich den Sound im Gegensatz zum Vorgänger leicht gewöhnungsbedürftig finde, das Teil knallt gewaltig. Dazu soll es dann wie man hört 2020 ja auch mal ne Tour geben. Finde ich gut.