Cult Of Erinyes - Æstivation

Review

Über den Status von CULT OF ERINYES habe ich mich zu „Tiberivs“-Zeiten bereits gewundert. Daran hat sich auch im Zeitraum zu „Æstivation“ nicht viel geändert. Noch immer zählen die Belgier zu den Geheimtipps, aber eben auch nicht mehr. Eventuell liegt es an den spärlichen Live-Aktivitäten, aber das ist nur Spekulation. „Æstivation“ jedenfalls zeigt, dass CULT OF ERINYES auch einen Sängerwechsel gut verkraften können und auch heuer weiter an die Oberfläche drängen.

CULT OF ERINYES sollten mehr als ein „Geheimtipp“ sein

Für die Zielgruppe sind sie weder zu verkopft, noch zu austauschbar. Im Gegenteil: „Æstivation“ zeigt einmal mehr den Hang zu komplexen, finsteren, aber eben doch verdaulichen Arrangements. Die Rezeptur wurde geringfügig angepasst, sodass auch auf Kenner der Band ein paar Überraschungen lauern. Zunächst einmal zeigen sich CULT OF ERINYES noch vielseitiger und geben sogar Einflüsse aus dem Industrial Black Metal etwas Raum. So besitzt der Schlagzeug-Sound mitunter einen leicht sterilen Klang, der in manisch-rasenden Passagen („Death As Reward“) aber auch im eher gebremsten Tempo („Nihil Sacrum Est“) eine gewisse Kühle ins Klangbild bringt.

„Æstivation“: Zwischen Trademarks und kleinen Neuerungen

Darüber lassen sich aber die typischen Trademarks erkenne. Die sich sowohl in vielen Tempo-Wechseln als auch den charakteristischen Lead-Gitarren finden. Hier sind es wieder finstere Momente, die dem Material das besondere „Etwas“ geben. Gleichzeitig fungieren sie als Pendel zwischen surrealen Bedrohungsmomenten und, wenn auch seltener, harmonischen Ruhepolen, die „Æstivation“ auszeichnen. In diese Vielseitigkeit reiht sich auch Neu-Sänger Déhà ein, der seine Stimme äußerst variable einsetzt. Sowohl in tiefen, als auch hohen Schreien als zusätzliches Element Reizpunkte setzt und mit zeitweise in Hysterie umschlagenden Tonlagen für ein zusätzliches Momentum sorgt.

Alles in allem bleibt es dabei: CULT OF ERINYES gehören auf jeden Einkaufszettel von Hörern, die sich zeitgenössischem Black Metal jenseits der Post-Subkultur verbunden fühlen. „Æstivation“ ist ein weiterer starker Genre-Output, der sich hoffentlich auch endlich in mehr Live-Darbietung beweisen darf.

27.01.2020

Chefredakteur

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