Cuélebre - Oinos

Review

Galerie mit 19 Bildern: Cuélebre - MPS Speyer 2018

Einen musikalischen Zeitvertreib der mittelalterlichen Art bieten CUELEBRE mit ihrem Erstlingswerk „Oinos“. Die 2011 gegründete Band nutzt hierbei die volle Breitseite an folkloristischen Zutaten: Flöten, Dudelsäcke, Mandolinen, Gitarren, eine irische Busuki (hauptsächlich beim Irish Folk zu vernehmen), eine orientalische Zweifelltrommel nebst Schamanentrommel, Percussions, ein Didgeridoo, eine Drehleier, die Einbindung von Samples und nicht zuletzt Gesang oder zumindest stimmliche Untermalung.

Allerdings überrascht die schiere Menge der innerhalb eines Tracks genutzten Vielfalt: In kaum einem Song wird das „Thema“ beibehalten – dies betrifft (vermutlich) zwar nicht den Inhalt, wohl aber die Instrumente und damit die Stimmungen innerhalb eines Songs. Wo „Tigino“ noch in „Norilor“-scher NEGURA BUNGET-Manier rituell, aufbauend und rhythmisch startet, übernehmen bald keltische Klänge die Führung und hinterlassen am Ende ein großes Fragezeichen, „Idisi“ bietet fast schon mediterrane Vielfalt und bei „Ochlam“ fragt man sich, wohin man zuerst hören soll. Die Arrangements sind durchdacht, aufbauend, tanzbar und stimmig – aber manchmal sieht man sprichwörtlich „den Wald vor lauter Bäumen nicht“. Metallische Elemente wiederum sucht man auf „Oinos“ zwar vergeblich, wenn man sich an dem zuvor genannten Überangebot jedoch nicht stört, ist die abwechslungsreiche Instrumentierung durchaus in der Lage, den Hörer über die gesamte Spielzeit von knapp 38 Minuten bei Laune zu halten. Auch der Inhalt ist interessant: Laut Angaben der Band bestehen die Texte aus vor-römischen Weih-Inschriften, welche vornehmlich auf der Iberischen Halbinsel gefunden wurden. Zwar versteht man die Worte nicht, jedoch unterstreichen die vorgetragenen und hymnenhaft genutzten Stimmen den zeremoniellen Charakter, den „Oinos“ birgt.

Zusammenfassend liefern CUELEBE mit dem passenden Titel „Oinos“ (deutsch: „eins“) ein professionelles, dank des Covers stimmig anmutendes Debütalbum, und wer beispielsweise CORVUS CORAX‘ letzte Veröffentlichung „Gimli“ mag, sollte auch bei CUELEBRE ein Ohr riskieren, auch wenn der Tenor ein wenig anders anmutet. Der Sound ist als weniger düster, in epischer Hinsicht vielleicht sogar als „weniger voll“ zu bezeichnen, jedoch hat CUELEBREs Werk vielmehr eine erdige und rituelle Anmutung, die es schafft, den mittelalterlich-geneigten Hörer in eine kurzweilige andere Welt zu entführen.

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21.09.2014

The world is indeed comic, but the joke is on mankind.

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