CTULU, die dritte: Nach „Freie Geister“ von 2008 und dessen 2011er-Nachfolger „Sarkomand“ flatterte im April dieses Jahres die neue Langrille „Seelenspiegelsplitter“ in die Regale der örtlichen Plattendealer, und ohne die ersten beiden Alben der Delmenhorster Band zu kennen und mich somit völlig auf die Beschreibungen der Kollegen Wischkowski und Schmuck verlassend, behaupte ich mal: Jo, allzu viel geändert hat sich da nicht. Beeinflusst von DISSECTION und frühen NAGLFAR (also den Schweden), angereichert durch Harmonien und Leads, bei denen man sich vom schwedischen Melo Death der Neunziger hat inspirieren lassen, rumpeln sich CTULU durch ihr drittes Werk in voller Länge, einzig die von Jan in seiner „Sarkomand“-Review genannten NAGELFAR (also die Deutschen) vermag ich nur bedingt auszumachen (wobei zum Beispiel der episch angehauchte Mittelteil in „Im Widerlicht … blutbefleckter Spiegel“ schon ein bisschen an „Hünengrab im Herbst“ erinnert). Insgesamt scheint das Midtempo etwas mehr in den Sound der Band integriert worden zu sein, so baut zum Beispiel „Amokkoma“ zu großen Teilen darauf auf und geht nur hier und dort schneller zu Werke.
Insgesamt können CTULU damit durchaus überzeugen: Ihr Material ist eingängig as fuck, diverse Stellen auf dem Album dürften live bei einigen Besuchern für Nackenschmerzen sorgen (hier sei vor allem auf das sehr rhythmische, noch stärker als der Rest vom Melodic Death Metal beeinflusste „Insignia Dagonis“ hingewiesen), einige andere Stellen bieten wiederum epische Momente, die böse Zungen als kitschig und ausgelutscht bezeichnen könnten, die aber eben (zumindest bei mir) auch ihre Wirkung nicht verfehlen (die akustischen Klargesang-Parts in „Tiara aus 10 Phobien“ seien hier als Beispiel genannt – ich persönlich find’s gut, ich würde es aber niemandem verdenken, sich daran zu stoßen) und auch der angenehm unpolierte, aber nicht zu knarzig tönende Klang der Scheibe kann überzeugen. Insofern dürfen CTULU für „Seelenspiegelsplitter“ also durchaus einige Pluspunkt verzeichnen. Was jetzt noch fehlt, wäre einerseits ein bisschen mehr Augenmerk auf Tiefe und Atmosphäre was das Songwriting angeht und andererseits ein wenig mehr sprachliches Geschick beim Schreiben der Texte. Sorry, aber sowas fällt eher unter die Kategorie „naja“:
„Von aschfahlen Rippen erströmt
Was täubend Sterben begleitet
Der Lippen Atempfad erstöhnt
Den jetzt der Tod tief beschreitet“
(aus „Bleichenblass“)
Für Leute, die ein Album gerne mit Booklet in der Hand genießen und sich in dessen Atmosphäre hineinfühlen wollen, ist „Seelenspiegelsplitter“ also eher nichts. Daran, dass CTULU mit ihrem Drittwerk ein Album voller eingängiger Momente, klebriger Melodien (die man meinetwegen auch als Kitsch bezeichnen darf) und insgesamt einfach wirkungsvoller Passagen geschrieben haben, ändert das aber nichts. Für ein Killeralbum fehlt es eben hier und da noch, aber eine durch und durch ordentliche Angelegenheit ist „Seelenspiegelsplitter“ trotzdem.
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