Halloween steht wieder einmal vor der Tür. Der Tag, der mit zahlreichen schaurigen Geschichten verbunden ist, wird natürlich auch im Horror-Rollenspiel CTHULHU aufgearbeitet. Nach dem schlicht „Halloween“ genannten Band, der vor zwei Jahren erschien, liegt nun „Rückkehr nach Halloween“ vor.
Das Buch enthält wieder drei Szenarien für CTHULHU, die an oder um Halloween spielen. Dabei geht es dieses Mal um Mumien, Masken und minderjährige Zombies. Alle wurden geschrieben von Oscar Rios, zwei spielen in den 1920ern, das dritte im Jahr 2006.
College Humor in Arkham
„Nutzlos zu Halloween“ ist ein Abenteuer für alle, die trotz allem Horror gerne etwas zum Lachen haben möchten. Eine Gruppe Student*innen der Miskatonic University gerät an Halloween in die Machenschaften einer uralten Mumie. Ein verhängnisvoller Streich, bei dem einige altägyptische Artefakte gestohlen werden, sorgt für eine unvergessliche wie tödliche Kostümparty auf dem Campus.
Dieses durchaus unterhaltsame Szenario ist solide, aber auch unnötig umständlich geschrieben. Die Story an sich ist eigentlich überschaubar, aufgrund vieler Nebenfiguren und Gegenstände aber mit deutlich mehr Aufwand in der Vorbereitung verbunden. Dennoch kann dieses Szenario mit der richtigen Spielrunde zu einem durchaus launigen Spielabend führen, bei dem trotz allen Grusels auch Platz für flapsige Sprüche und juvenilen Humor ist.
Ein lauernder Schrecken
„Die Masken von Halloween“ ist trotz seiner Kürze ein überraschend vielschichtiges und offenes Szenario, das mehrere Lösungswege bietet. Beinahe unbemerkt hat sich ein unfassbares Grauen in der kleinen Stadt Willowton eingeschlichen. Zu den Feierlichkeiten wird der bisher nur subtil wirkende Schrecken zu einer ernsthaften Bedrohung für den Ort.
Als Einheimische oder Fremde können die Spielfiguren auf Spurensuche gehen. Dabei setzt sich, je nachdem, welche Orte sie dabei besuchen und mit welchen Personen sie interagieren, ein zunehmend deutlicheres Bild das lauernden Gegenspielers zusammen. Dieses sehr atmosphärische Abenteuer lässt der Spielrunde freie Hand und kann, auch wenn diese Art von Geschichte schon oft erzählt wurde und vieles an der Vorbereitung durch die Spielleitung hängt, durch spannende Ideen überzeugen.
Harte Kost zu Halloween
„Halloween Candy“ hingegen ist plumper Splatter-Horror aus den dunkelsten Ecken menschlicher Kreativität. Kinder und Jugendliche werden vom Antagonisten nicht nur sexuell, sondern auch für abartige wissenschaftliche Experimente missbraucht. Dabei geht natürlich alles schief und eine Horde kindlicher Zombies dürfte vielen Spieler*innen moralische Magenschmerzen bereiten.
Wer sich überwinden kann, wird allerdings nicht mit einem besonders guten Szenario belohnt. Auf diesen Seiten geht es nur um Gewalt, sei es gegen Kinder oder später auch die Gegenspieler. Ob dieser actionorientierte Ansatz zum Thema passt, ist letztlich eine persönliche Entscheidung, die mit der Spielrunde sorgfältig abgestimmt werden sollte.
Eine Sammlung mit Stärken und Schwächen
Insgesamt hinterlässt „Rückkehr nach Halloween“ einen durchschnittlichen aber soliden Eindruck. Wer auf Splatter und trashige Horror-Komödien steht, dürfte „Nutzlos zu Halloween“ und vielleicht sogar „Halloween Candy“ etwas abgewinnen können. „Die Masken von Halloween“ bietet hingegen klassischen CTHULHU-Grusel, ist aber nicht nur deswegen das Highlight des Bandes.
Denn die anderen beiden Szenarien könnten auch an jedem anderen Tag spielen. Die popkulturelle Mystik, die Halloween umgibt, ist trotz Kostümen und Süßigkeiten dort nur im Ansatz zu finden. „Die Masken von Halloween“ hingegen fängt gut die Stimmung einer Kleinstadt ein, die sich einem zunächst harmlosen Grusel hingibt, der schließlich aber doch noch seine uralten, grauenhaften Wurzeln zeigt. In diesem Sinne: Happy Halloween!
Der Soundtrack für die „Rückkehr nach Halloween: MERCYFUL FATE – Don’t Break the Oath / ACID WITCH – Witchtanic Hellucinations / Alles aus unserem Horrorpunk-Special
Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.
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