Cthulhu - Malleus Monstrorum. Gottheiten des Cthulhu-Mythos
Review
Nachdem einige Monate zuvor mit „Malleus Monstrorum. Monster des Cthulhu-Mythos“ ein Monster-Handbuch für das Horror-Rollenspiel CTHULHU erschienen ist, begibt sich der Folgeband einige Etagen höher und setzt die sogenannten „Gottheiten“ des Systems in Szene. „Fundamentale Wahrheiten über die Struktur des Kosmos“ verspricht der Klappentext in Einträgen zu über 110 Wesenheiten. Doch lässt sich überhaupt Ordnung ins Chaos bringen?
Fans der Kurzgeschichten von H. P. Lovecraft, auf denen CTHULHU im wesentlichen basiert, haben bereits häufig angemerkt, dass der Schriftsteller selbst keine solche fest Struktur entwickelt hat oder gar anstrebte. Allerdings gab es schon zu seinen Lebzeiten solche Bestrebungen durch andere Autoren. Doch erst nach seinem Tod im Jahr 1937 gab es dazu ernsthafte Versuche, zunächst durch August Derleth, der die Geschichten seines verstorbenen Freundes editierte und veröffentlichte.
Kosmos-Nerds bringen Ordnung ins Chaos
Ein festes Pantheon des „Mythos“ zu erarbeiten hat also bereits eine lange Tradition, die sich in CTHULHU fortsetzt. Seit Jahrzehnten bereiten Kosmos-Nerds die unvorstellbar mächtigen Schrecken auf, unterscheiden in beinahe allmächtige aber auch unpersönliche „Äußere Götter“ wie Azatoth, undurchsichtig planende „Alte Götter“ wie Nodens und „Große Alte“, die mit der Erde verbunden sind und in ihren entlegenen Winkeln ihrer Rückkehr harren, wie eben den namensgebenden Cthulhu.
„Malleus Monstrorum. Gottheiten des Cthulhu-Mythos“ enthält ausführliche Infos zu all diesen Wesenheiten. Dazu gehören auch Spielwerte für „körperliche Manifestationen“ dieser Kreaturen, die nur in seltenen Fällen den uns bekannten Gesetzen der Physik gehorchen und somit für den Spieltisch zumindest annähernd nutzbar werden. Eine kämpferische Konfrontation der Spielfiguren mit den „Gottheiten“ des Mythos, so viel wird deutlich, ist kaum zu überleben.
Spannender als die Werte sind deswegen die Hintergrundbeschreibungen. Sofern vorhanden, werden die Ziele der „Gottheiten“ beschrieben, sowie die Kulte, die sie in ihrem Namen auf der Erde verfolgen. Wer eine dieser Gruppen in einem Szenario verwenden möchte, wird mehr als fündig.
Das „Malleus Monstrorum“ ist kein Zauberbuch
An manchen Stellen ist die Beschreibung sogar extrem sachlich gehalten. Eine Entzauberung des kosmischen Schreckens ist gegeben, aber auch unvermeidbar. Immerhin handelt es sich um eine Spielhilfe, die nicht zuletzt auch regeltechnische Fakten schaffen möchte. Dies gelingt ihr hervorragend in Text und Bild. Wurde früher auf detaillierte Abbildungen verzichtet, um die „Gottheiten“ zu verschleiern, finden sich in der aktuellen Edition farbenprächtige Illustrationen.
All das ist sinnvoll. Schließlich handelt es sich bei „Malleus Monstrorum. Gottheiten des Cthulhu-Mythos“ nicht selbst um ein verschwurbeltes Zauberbuch des Mythos selbst, sondern um ein Nachschlagewerk, das praktische Ansätze fürs Rollenspiel bieten soll. Auch wenn konkrete Abenteueraufhänger fehlen, genügen die Texte und Werte, um die Fantasie anzuregen.
Wer also eine der „Gottheiten“ oder zumindest einen entsprechenden Kult an den Spieltisch bringen möchte, kommt um diesen Band nicht herum. Wer einen gewissen Zauber sucht, der den kryptischen, bewusst unzureichenden Beschreibungen dieser mit Worten und Zahlen eigentlich nicht zu erfassenden Wesenheiten innewohnt, greift besser zu den zugrundeliegenden Kurzgeschichten von H. P. Lovecraft.
Der Soundtrack, zu dem sich die Gottheiten des Mythos erhaben um zu tanzen: SUMERIAN TOMBS – Sumerian Tombs / FER DE LANCE – The Hyperborean / WATAIN – The Agony and Ecstasy of Watain
Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.