Cthulhu - Häuser des Horrors

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Knarzende Türen, ein verwinkelter Keller sowie ein unheimlicher Dachboden gehören in jedes gute Spukhaus. So einfach macht es sich das Horror-Rollenspiel CTHULHU allerdings nicht, denn in diesem System kommen kosmische Schrecken hinzu, die selbst nervige Hausgeister ängstlich zittern lassen.

„Häuser des Horrors“ ist ein Sammelband mit fünf Szenarien, die laut Vorwort „für Einsteiger geeignet sind, die schön ein paar Abenteuer erlebt haben“. Bei der Anthologie handelt es sich allerdings nicht um ein klassisches Einstiegsprodukt, weswegen nur sehr wenige entsprechende Hinweise für die Spielleitung enthalten sind. Die Szenarien sind aber durchaus gut strukturiert und auch gut zu leiten. Ursprünglich erschien „Häuser des Horrors“ im Jahr 1990 auf Englisch. Einige der Szenarien wurden bereits auf Deutsch veröffentlicht, aber noch nie in dieser gesammelten Form herausgegeben.

Heute präsentiert der Immobilienmakler „Häuser des Horrors“

„Mr. Corbitt“ ist ein freundlicher Nachbar mit einem dunklen Geheimnis. In diesem Szenario, das Anleihen aus den Filmen „Das Fenster zum Hof“ und „Fright Night“ beinhaltet, kommt es zu einem gefährlichen Katz-und-Maus-Spiel, dass sich im Haus des Verdächtigen zuspitzt. Die Hinweissuche, der Ablauf der Recherchen und der Konflikt mit dem unheimlichen Nachbarn werden sauber und detailliert dargestellt. Die beengte Atmosphäre, die enorm zur Spannung beiträgt, setzt sich natürlich auch in den weiteren Szenarien des Bandes fort, der seinem Titel „Häuser des Horrors“ schließlich gerecht werden will.

In „Das knarrende und windschiefe Haus“ macht sich die Spielrunde auf die Suche nach einer vermissten Person. Bei der Erforschung eines verdächtigen Anwesens können sie gleich mehrere Geheimnisse lüften, die nicht einmal unbedingt zur Haupthandlung gehören. Der relativ komplexe Hintergrund steht im Kontrast zum linearen Ablauf des Szenarios, das eigentlich sehr schnell abgehandelt werden kann. Man bemerkt den Ursprung als Turnierabenteuer aus den tiefsten 80ern, in denen vergleichend bewertet wurde, welche Hinweise die jeweilige Gruppe sammeln konnte, bevor am Ende die cthuloide Bombe hochgeht.

Nächster Halt: Phantastik. Eine Tür weiter: Science-Fiction!

„Der Code“ ist hingegen offener gestaltet und bietet neben allerlei akademischem Palaver über bahnbrechende Erfindungen, Raum für Charakterspiel und Alltagsmomente. Auch wenn dieses Szenario insgesamt einen konventionellen Aufbau hat, ist „Der Code“ dank Science-Fiction-Elementen und sich im Verlauf spektakulär zuspitzenden Experimenten in einer Villa, das weirdeste Abenteuer dieser Sammlung und macht einfach Spaß.

Ebenso beinhaltet auch „Das Haus Memphis“ viele phantastische Momente. Kein Wunder, geht es doch um das Vermächtnis eines verstorbenen Bühnenmagiers, dem die Charaktere in dessen Haus auf den Grund gehen. Natürlich steckt echter komischer Schrecken hinter den magischen Tricks und wird schnell zur tödlichen Gefahr für die Spielfiguren. Dieses überaus charmante und offen gestaltete Abenteuer lässt der Spielrunde genügend Zeit, um Hinweisen nachzugehen, Befragungen durchzuführen und dabei immer tiefer in die Geheimnisse des Mythos abzutauchen.

„Das neunzehnte Loch“ beginnt schließlich mit einer weiteren Vermisstensuche. Statt in ein altes Anwesen geht es jedoch in einen Golfklub. Die Ermittlungen auf dessen Gelände sowie in der Umgebung, als auch die Begegnungen mit den teils sehr verschrobenen Mitgliedern der High Society sind bereits äußerst unterhaltsam. Die Auflösung des Vermisstenfalls ist außerdem gleichermaßen phantastisch wie erschreckend. Denn blitzschnell schlägt das zuvor eher gemütliche Ermittlungsabenteuer am Ende in einen tödlichen Überlebenskampf um.

Eine abwechslungsreiche Hausbesichtigung

„Häuser des Horrors“ ist eine abwechslungsreiche Sammlung guter Abenteuer. Ohne es den Szenarien zuzuordnen, sei spoilerfrei gesagt, dass Geister, Sphären- und Zeitreisen sowie Aliens und geheime Kulte in den mysteriösen Gemäuern lauern. Zwar handelt es sich bei allen Abenteuern im wesentlichen um klassische Ermittlungsabenteuer, doch durch diese Vielfalt an Themen sollten viele Geschmäcker bedient werden.

Zudem sind die im Sammelband enthaltenen Geschichten gut geschrieben und übersichtlich aufgebaut, sodass die im Vorwort versprochene Einstiegsfreundlichkeit durchaus gegeben ist. Allerdings sind auch die Handlungen der Szenarien weitgehend überschaubar und konventionell gehalten. Ihnen ist ihr Alter teilweise anzumerken, ohne dass sie als Klassiker gelten könnten. Besondere Juwelen, die durch erschreckende Twists und denkwürdige Enthüllung glänzen, finden sich in diesem Band nicht.

„Häuser des Horrors“ enthält dafür aber durchweg solide bis gute Szenarien, die sich mit Leichtigkeit zu einer kleinen Kampagne verbinden lassen. Das Thema eines zentral im Geschehen stehenden Hauses ist zwar immer präsent, aber nicht so aufdringlich und stumpf platziert, dass es sich abnutzen würde. Stattdessen bietet diese Anthologie trotz des betagten Inhalts Stoff für viele abwechslungsreiche Spielabende in verfluchten Gemäuern.

Der Soundtrack für die grausige Wohnungssuche: HEXENHAUS – A Tribute to Insanity / THE VISION BLEAK – The Unkown / ATTIC – Sanctimonious 

Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.

11.07.2023

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