Cthulhu - Die Fleischgärten von Carcosa
Review
CTHULHU ist ein Horror-Rollenspiel, in dem der Schrecken sich zumeist subtil ausbreitet. „Die Fleischgärten von Carcosa“ wirft die Spielfiguren jedoch direkt in eine blutige Alternativwelt, die jeden Gore-Fan beglücken dürfte.
„Carcosa“ ist ein Ort aus dem fiktiven Mythos rund um den König in Gelb. Dabei handelt es sich um eine undurchsichtige, gottähnliche Figur, die im Laufe der Jahrzehnte durch andere Autoren mit dem Werk von H. P. Lovecraft, von dessen Geschichten CTHULHU inspiriert ist, in Verbindung gesetzt wurde. Carcosa, das ist der Ort jenseits Zeit und Raum, in dem der König in Gelb residiert und an dem viele gescheiterte Figuren am Ende von Geschichten und Szenarien landen.
Was geht in Carcosa ab?
Doch wie geht es danach weiter? „Die Fleischgärten von Carcosa“ greift diese Frage auf und lässt die Spielfiguren direkt zu Beginn dieses Abenteuers in das Reich des Königs in Gelb geraten. Dort trieft und suppt es nur so vor Blut und Leichenteilen, aus denen sich diese Welt zusammenzusetzen scheint. Berge aus Knochen, wie Pflanzen wuchernde Gedärme und pulsierende Venenbüsche zieren die Landschaft, die somit nichts für schwache Nerven ist.
Zwar gibt es einen simplen Handlungsaufhänger, der die Spielfiguren zur Erkundung dieser Version von Carcosa motiviert, doch insgesamt stellt sich das Szenario als Sandbox da. „Die Fleischgärten von Carcosa“ ist also als Open World gestaltet, die frei erkundet werden kann, auch wenn diese lebensfeindliche Umgebung natürlich dazu animiert, einen Weg aus ihr heraus zu finden.
Bundesgartenschau für Gore-Fans
Die Spielleitung bleibt in diesem Punkt sich selbst überlassen, um die Spielfiguren durch die einerseits simpel gehaltene, anderseits auch schräge Handlung zu führen, während sie um ihr Überleben kämpfen. Der Splatter- und Gore-Faktor dieses Abenteuers ist nichts für jedermensch, aber wer sich alte CANNIBAL CORPSE- und AUTOPSY-Cover einrahmt, dürfte daran Freude haben.
Dennoch dürfte es eine gewisse Herausforderung sein, die Spieler*innen um den ersten Schock- und Ekelmoment hinaus zu unterhalten. Wenn die Gruppenkonstellation jedoch genau passt und Bock auf Gore hat, dann bietet „Die Fleischgärten von Carcosa“ abwechslungsreiche Unterhaltung, die sich von den meisten bekannten CTHULHU-Szenarien unterscheidet.
Isolation für Zwei
Als Bonus gibt es in dem Band noch das Szenario „Das Gelbe Zeichen“, das darauf ausgelegt ist, von zwei Personen gespielt werden zu können. Hierbei handelt es sich um eine eher klassische Mystery-Geschichte, die sich von einer Person spielen lässt, während die andere das Spiel leitet.
Im Vergleich zu den abgefahrenen Fleischgärten ist die Handlung gänzlich beschaulich und spielt in der Nähe der fiktiven Stadt Arkham zu einem beliebigen Zeitpunkt. Die einsame Spielfigur bekommt per Post einen verhängnisvollen Gegenstand zugeschickt, der zwar nicht die Drogenfahndung, aber den Großen Alten Hastur, eine Variante des König in Gelb, auf den Plan ruft. In einem Wettlauf mit der Zeit muss die Spielfigur mit zunehmender Isolation kämpfen, doch mehr soll an dieser Stelle nicht verraten sein.
Spezielle Ideen, interessante Ansätze
Unterm Strich ist „Die Fleischgärten von Carcosa“ ein interessanter Band, der durch frische Ideen hervorsticht und blutig glänzt. Zum einen ist da der brutale Survival-Horror des ersten Szenarios, zum anderen die Duo-Spielmöglichkeit von „Das Gelbe Zeichen“.
Wer gerade auch nur eins davon sucht und spielen möchte, kann sich den Band zulegen und darf solide Unterhaltung erwarten. Für den großen Rest sind diese Ideen aber wahrscheinlich zu speziell, zumal die Carcosa-Sandbox sich schnell abnutzen kann.
Der bluttriefende Soundtrack von Carcosa: SARCASM – Stellar Stream Obscured / VOMIT SPELL – Vomit Spell / MAULE – Maule
Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.