„Der Saturnische Kelch“ ist eine Szenariensammlung für das Horror-Rollenspiel CTHULHU. Drei sehr unterschiedliche Geschichten warten auf die Spieler*innen: Im titelgebenden Abenteuer verschwimmen in einem mysteriösen Anwesen die Grenzen der Realität, in „Schatten über Providence“ sucht ein antiker Schrecken ein Hotel heim und „Form 6“ ist eine Hommage an alte Insektenhorrorfilme.
Das altbekannte Haus im Wald – oder?
„Der Saturnische Kelch“ beginnt ziemlich abgedroschen. Den Spielfiguren geht der Sprit aus und in einem nahegelegenen Herrenhaus suchen sie nach Hilfe. Daraufhin beginnt jedoch eine vielschichtige Handlung, in der okkulte Rätsel gelöst werden müssen, um wieder aus dem Anwesen zu entkommen. Dies ist aber ebenfalls noch nicht der endgültige Kern der Geschichte, über die an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden soll.
Das Szenario ist trotz des begrenzten Schauplatzes sehr offen gestaltet und erfordert neben einiger Vorbereitung auch Freude am Improvisieren. Tatsächlich bietet das Abenteuer der Spielleitung viele Gelegenheiten um die Spielrunde mit falschen Fährten, komplizierten Rätseln und absurden Momenten auf eine angenehme Weise in den Wahnsinn zu treiben.
Horror im Hotel
„Schatten über Providence“ begrenzt den Schauplatz ebenfalls auf ein Gebäude, allerdings auf ein Hotel, in dem eine Ausstellung mit altägyptischen Objekten stattfindet. Dabei kommt es zu einem tödlichen Zwischenfall, der ein altes Grauen freisetzt. Während die Spielfiguren Hinweise sammeln sind sie dabei ständig einer unfassbaren Gefahr aus den Schatten der Hotelgänge ausgesetzt.
Dieses Szenario ist ebenfalls offen gestaltet, richtet sich mit vorgefertigten Charakteren und einem übersichtlichen Aufbau aber an Personen, die nicht mehr komplett neu im Hobby sind und sich an eine äußerst überschaubare Sandbox wagen wollen. Die Ermittlungen im gediegenen Hotel sowie der spannende Mix von Horrorelementen aus den Filmen „Alien“ und „Die Mumie“ sollten aber auch erfahrene Spielrunden ansprechen.
Es kam aus der Wüste
In „Form 6“ wird der Wüstensand Arizonas zur Todesfalle. In einer abgelegenen Ortschaft verschwinden und sterben Menschen auf unerklärliche Weise. Die Spielfiguren leben entweder selbst dort oder werden von der Regierung geschickt, um die Vorfälle zu untersuchen. Bei ihren Untersuchungen finden sie Hinweise auf mörderische Krabbeltiere, mit denen nicht verhandelt werden kann.
Neben sorgfältigen Ermittlungen, die auf die Spur des insektoiden Schreckens führen, sind also auch handfeste Gegenmaßnahmen gefordert. „Form 6“ ist ebenfalls offen gestaltet und stellt mit seinem plastischen Horror das Salz in der Suppe dar, das diese Szenariensammlung unterhaltsam abrundet.
„Der Saturnische Kelch“ ist eine unterhaltsame Sammlung
„Der Saturnische Kelch“ vereint drei Szenarien, die auf ganz unterschiedliche Weise eine unheimliche Stimmung an den Spieltisch bringen. Ihnen allen ist gemein, dass sie äußerst unterhaltsam und ideenreich sind. Auch wenn die grundlegenden Handlungen nicht revolutionär sind, interpretieren sie die einzelnen Elemente jedoch auf eine spannende, teils auch erfrischende Weise.
Die drei Szenarien sind alle verhältnismäßig offen gestaltet, aber nicht übermäßig kompliziert. Wer die gängigen Einstiegsabenteuer bereits gemeistert hat, findet hier viele Gelegenheiten um sich auszuprobieren, ohne den Vorbereitungsaufwand einer längeren Kampagne oder verschachtelten Handlung stemmen zu müssen.
Doch auch erfahrene Spielleitungen und Spieler*innen kommen dank der gut gestalteten Geschichten ganz auf ihre Kosten. „Der Saturnische Kelch“ hat sich seinen Platz in jeder CTHULHU-Sammlung deswegen redlich verdient.
Der Soundtrack für den dreifachen Horror: ULTHA – All That Has Never Been True / NILE – Vile Nilotic Rites / SUNNATA – Burning in Heaven, Melting on Earth
Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.
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