Wenn eine große Portion an Historie mit schnellen Riffs und eingängigen Refrains gepaart wird, steht wieder einmal eine neue Veröffentlichung unserer bayrischen Freunde von CRYSTALLION an. Nach zwei durchaus gelungenen Alben präsentiert der Sechser nun sein drittes Werk in Form von „Hundred Days“. Hat schon der Vorgänger „Hattin“ ordentlich in der Geschichtenkiste gewühlt, graben CRYSTALLION dieses Mal in der französischen Vergangenheit und verwenden Napoleon Bonaparte als textlichen Hintergrund für das neue Material. „Hundred Days“ erzählt von eben jenen Tagen, in denen Napoleon nach seiner kurzen Verbannung auf die Insel Elba noch einmal an die Macht zurückkehrt, um dann endgültig in Waterloo unterzugehen. Wie nicht anders zu erwarten, bieten die Bayern wieder konzeptuelle Ware, die sich sehen lassen kann und trotzdem hat sich anno 2009 etwas verändert.
Der typische Power Metal-Sound der beiden Vorgängerscheiben musste auf „Hundred Days“ nämlich rockigeren Elementen weichen. Die Keyboards sind nicht mehr so dominant und auch die orchestralen Parts wurden dementsprechend zurückgeschraubt. Das soll natürlich nicht heißen, dass CRYSTALLION nun eine ganz andere stilistische Richtung einschlagen, aber eine kleine Stilkorrektur ist trotz allem zu bemerken. „Hundred Days“ klingt durch die mäßiger bombastische Ausrichtung kompakter, aber leider auch durchschaubarer. Die Songs gehen von Anfang ins Ohr und im Prinzip ist den Jungs ein rundum eingängiges Album gelungen, bei dem jeder Refrain zu überzeugen weiß, doch alles in allem geht mir da schon etwas die Abwechslung ab. Klar, Fronter Thomas Strübler singt von Album zu Album besser und reiht sich in der Rangliste der melodischen Metal-Sänger immer weiter oben ein, doch auch das kann nicht vom kaum vielfältigen Songwriting ablenken.
Die Melodien sitzen zwar und auch das Gespür für epische Parts haben CRYSTALLION nicht verloren und für Anhänger der Bayern ist das Album sowieso ein (sicherlich nicht enttäuschender) Pflichtkauf, doch meines Erachtens hätte es noch ein wenig mehr sein können. Wie gesagt, die Jungs legen ordentliche Arbeit ab und auch der eingeschlagene Kurs in Richtung Bombastreduzierung tut dem Gesamtsound definitiv gut. Egal, ob das grandiose „Hougoumont“ oder das treibende „Nations Falling“, als Anspieltipp kann hier jeder Song fungieren, nur wirklich Neues wird auf der Platte nicht geboten und damit muss man leben können!
Zusammenfassend gesagt, dient „Hundred Days“ als kleine Neuorientierung für die Band und ich bin schon gespannt, was CRYSTALLION in Zukunft noch bieten werden. Bis dahin bekommt „Hundred Days“ sieben Punkte, schrammt aber nur knapp an der Acht vorbei. Trotz allem ein absolut gelungenes Album, das sich Fans von melodischer Metal-Kost unbedingt zulegen müssen, denn CRYSTALLION gehören definitiv zu den besten Bands, die der deutsche Genre-Sektor zurzeit hervorbringt.
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