Crystal Ball - Crysteria

Review

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Ende der 1990er-Jahre begab es sich im schweizerischen Luzern, dass sich eine Band formierte, um unter dem appetitanregenden Namen CHERRY PIE Songs zu covern. Dass es dabei nicht bleiben würde, war womöglich vorprogrammiert. Jedenfalls veröffentlichte die fünfköpfige Truppe im Jahr 1999 als CRYSTAL BALL ihr Debütalbum, das auf den pragmatischen Titel „In The Beginning“ hörte und sogar als „Japanese Edition“ erschien. Damit erhob sich eine weitere Band aus dem Land der Eidgenossen, um härteren Rock zu zelebrieren. Bands wie KROKUS und GOTTHARD hatten sich bereits einen Namen gemacht; auch CRYSTAL BALL haben bis einschließlich 2019 immerhin elf Studioalben publiziert. In puncto musikalischen Stils ist wohl eine Verortung im Hard Rock angebracht, wobei auch Elemente melodischer Spielarten des Heavy Metals – beispielsweise die charakteristischen Gitarrenläufe – zum Vorschein kommen.

CRYSTAL BALL machen das Dutzend voll

Mit „Crysteria“ macht die Band nun das Dutzend voll. Zu hören gibt es 13 Songs inklusive zwei Bonustracks, zumindest in der CD-Version. Doch der Reihe nach. Mit „What Part Of No“ wird das Werk ordentlich und melodisch eröffnet, aber eine Abrissbirne ist das definitiv nicht. Da darf man von einem Opener getrost etwas mehr erwarten. Das als Appetizer vorveröffentlichte „You Lit My Fire“ hört sich schon etwas „hookiger“ an; auch die Riffs machen Lust auf mehr. Definitiv eines der Aushängeschilder der Langrille. Ähnliches lässt sich von „Call Of The Wild“ behaupten, das mit Ronnie Romero (RAINBOW, MICHAEL SCHENKER GROUP) einen prominenten Gastsänger präsentiert. Auch hier gibt es solide fabrizierten Hard Rock im Stil der 1980er-Jahre, flott und eingängig, aber nach etwas mehr als drei Minuten ist die Show dann auch schon vorbei.

„I Am Rock“ hat etwas arg kürbismäßiges an sich, und das nicht nur, weil sich Sänger Steven Mageney hier besonders stark nach Andi Deris anhört. Genau das zieht sich aber wie ein roter Faden durch das Album: Die stimmlichen Parallelen zu dem HELLOWEEN-Fronter sind schon recht frappierend. Das muss man CRYSTAL BALL zwar nicht negativ ankreiden, aber den musikalischen Wiedererkennungswert der Band steigert es jedenfalls nicht. „Undying“ ist ein weiteres Beispiel dafür: Kein schlechter Song, der aber erneut wie HELLOWEEN 2.0 klingt, was besonders für den Chorus gilt. Das ist dann doch „too much“. Der Titelsong wiederum überzeugt mit geschmeidigen Riffs und seinem Chorus, ohne zu glänzen. „Make My Day“ wirkt zwar irgendwie bekannt, die Nummer macht dennoch gute Laune: Mission erfüllt. Als weitere Anspieltipps taugen das mit modernen Soundelementen angerichtete „No Limits“ sowie „Loins On Fire“ mit seinem stampfenden Rhythmus.

Auch die beiden Bonustracks heben den Schnitt nicht

Es bleiben noch zwei Bonustracks, um den Schnitt nach oben zu hieven. Los geht es mit „Crystal Heart“ unter tatkräftiger Unterstützung von Leadgitarrist Peter Östros und Sänger Johan Fahlberg (beide JADED HEART). Eine brauchbare Nummer mit anspruchsvoller Gitarrenarbeit, aber ein bisschen zu brav inszeniert. Als endgültiger Rausschmeißer fungiert „Till You Meet Again“ – eine schöne Ballade, mit der Steven Mageney zum Abschluss noch mal überzeugen kann. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Und das Fazit? Wer auf Hard Rock der guten alten 1980er-Jahre abfährt und Bands wie DEF LEPPARD oder WHITESNAKE zu schätzen weiß, dürfte sich auch von CRYSTAL BALL angesprochen fühlen. Und wer die Deris-Ära von HELLOWEEN mag, sowieso. „Crysteria“ vereint zahlreiche Einflüsse, wobei auch modernere Elemente nicht zu kurz kommen. Was aber fehlt, sind die großen Momente, die außergewöhnlichen Songs, die sich in die Ohrmuscheln schrauben – irgendwie klingt das alles zu brav, zu unspektakulär. Ein wenig mehr „Dreck“ würde der Musik des schweizerischen Quintetts gut zu Gesicht stehen. So vergaloppiert sich „Crysteria“ trotz guter Ansätze im Mittelmaß – schade.

Text: Christian Flack

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21.01.2022

Redakteur | Schwerpunkte: Classic Metal, Female Fronted Metal, Hard Rock

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