Crypts Of Despair - All Light Swallowed

Review

Ganze acht Jahre hat es bei CRYPTS OF DESPAIR von der Bandgründung im Jahr 2009 bis zum ersten Album „The Stench of the Earth“ gebraucht. Die Death Metaller aus Litauen hatten es also scheinbar nicht ganz so eilig und offenbar auch einige Line-up-Probleme, bevor der Panzer überhaupt richtig ins Rollen kam. Umso erfreulicher also, dass es bis zum Zweitling „All Light Swallowed“ nicht ganz so lange gedauert hat. Noch beeindruckender ist allerdings der musikalische Sprung, den die Band seit dem Debüt hingelegt hat.

CRYPTS OF DESPAIR erweitern ihre Palette

Zockten CRYPTS OF DESPAIR auf selbigem noch strikt Death Metal alter Schule, der seine Haupteinflüsse unter anderem bei Bands wie AUTOPSY, DISMEMBER, (alten) DEATH und (ebenfalls alten) ENTOMBED verortete, so haben die Litauer seither scheinbar einige Tricks dazugelernt. Neu hinzu gekommen ist auf „All Light Swallowed“ nämlich ein merklich technischer Einschlag mit einem Hang zur Disharmonie, der jedoch nie in reine Frickelei ausartet.

Diese Erweiterung wird nicht nur Fans von MORBID ANGEL gefallen, sie rückt CRYPTS OF DESPAIR stilistisch auch in die Nähe der Neuseeländer ULCERATE. Die erdrückende Schwere und das stete Gefühl der Hoffnungslosigkeit, welches Songs wie „Choked By The Void“ und „Excruciating Weight“ vermitteln, bestärken diesen Eindruck noch. Zumal die Songtitel kaum passender sein könnten.

Aber auch die Klangterroristen VITRIOL dürfen aufgrund ihres zwar technischen, aber extrem brutalen und ungestümen Ansatzes als guter Vergleichspunkt herhalten. Ähnlich den Amerikanern spielen auch CRYPTS OF DESPAIR ihre bei genauerem Hinhören durchaus anspruchsvollen Nummern souverän herunter, ohne dabei irgendwelche Gefangenen zu machen. Ein „Codemned To Life“ beispielsweise pflügt durchs Wohnzimmer wie eine Horde Irrer aus Mad Max und hinterlässt dabei nichts als Chaos und Trümmer. Und auch ein „Synergy Of Suffering“ hat mehr von einer vertonten Massenschlägerei, als von angestrengt virtuosem Musikstudententum. Erwähnte ich, dass die Songtitel teilweise passen wie der Arsch auf den Eimer?

Ein pechschwarzer Brocken

Überhaupt ist auf „All Light Swallowed” der Name Programm und das Album ist sicherlich nichts für zarte Gemüter. CRYPTS OF DESPAIR haben hier einen pechschwarzen Brocken Death Metal geschaffen, der trotz technischer Anwandlungen auch seinen Oldschool-Wurzeln weiterhin Tribut zollt, dabei aber deutlich vielschichtiger als das Debüt rüberkommt. Zugegeben, das Teil läuft nicht unbedingt leicht rein, Freunden solch boshafter Eskapaden sollte es aber eine diebische Freude bereiten. Wobei, Freude ist in dem Zusammenhang vielleicht das falsche Wort.

Ein wenig Luft nach oben ist trotz aller düsterer Qualität dennoch. Denn auch wenn jeder Song irgendwie eine empfindliche Körperstelle für einen beherzten Faustschlag oder Schlimmeres ins Visier nimmt und stockfinstere Atmosphäre blutet, so könnte das Material bei aller Unbehaglichkeit ruhig ein paar mehr Hooks vertragen. Zudem sind die Screams zwar astrein, die Growls wirken teilweise aber etwas bemüht untergründig.

Beides ist nicht tragisch, zumal Eingängigkeit hier vermutlich ohnehin nicht das Ziel war. Jedenfalls ist „All Light Swallowed“ trotz minimaler Schnitzer eine bärenstarke Platte und wenn CRYPTS OF DESPAIR zukünftig auch nur einen Bruchteil des hier präsentierten Fortschritts machen, dann steht uns mit dem nächsten Album Großes bevor.

15.04.2021

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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