Bereits im Vorfeld dieses Albums gab es einige nennenswerte Veränderungen in der Band, die jeden Anhänger CRYPTOPSYs vermutlich nervös auf- und ablaufen ließen. Erst steigt im Jahre 2001 Brüllwürfel Mike DiSalvo aus und wird durch Martin Lacroix (von SPASME) ersetzt, einem Sänger, der DiSalvo stimmlich sehr ähnlich geartet ist. Diese Zusammenarbeit hält allerdings nur für ein Live Album („None So Live“) und plötzlich steht für „Once Was Not“ wieder Lord Worm zur Verfügung, der bereits die ersten beiden Alben „Blasphemy Made Flesh“ und „None So Vile“ eingurgelte.
CRYPTOPSY klingen 2005 auf „Once Was Not“ musikalisch variabler und vielseitiger denn je, mit dem Haken, dass das Ganze allerdings klar zu Lasten der Brutalität geht. Zwar stand der Frickelfaktor auf „Whisper Supremacy“ und „And Then You’ll Beg“ bereits ebenfalls unglaublich hoch, aber trotzdem waren diese beiden Überwerke ein unglaublich brutaler und entsprechend harter Schlag direkt ins Gesicht.
Der progressive Anteil ist auf „Once Was Not“ noch einmal deutlich angehoben worden, dafür weicht jedoch auch einiges an Aggression und Energie. Natürlich ist beides nach wie vor vorhanden, aber eben nicht mehr in diesem hohen Maße wie zuvor und so leidet das Album ein wenig an mangelnder, überzeugender Durchschlagskraft. Hier wurde das progressive Element in Verbindung mit dem Begriff technischer Death Metal schlichtweg überstrapaziert.
Der pumpende Bass von Eric Langlois, das wahnsinnige Gitarrenspiel von Klampfer Alex Auburn (sein langjähriger Mitstreiter Jon Levasseur ist ausgestiegen, um sich seichteren Klängen zu widmen) und natürlich das unmenschliche Drumming von Flo Mounier zelebrieren einmal mehr musikalisches Können in Vollendung. Allerdings wird das gesamte Schaffen von zwei entscheidenden, durchaus negativ zu bewertenden Komponenten getrübt.
Der eine Punkt ist ganz klar der seltsame Sound. Die Gitarren sind nach meinem Empfinden zu sehr im Hintergrund und kommen nicht wirklich zur Entfaltung. Sie sind zu leise und auch ein wenig dünn abgemischt. Das Schlagzeug, besonders aber die Snare, ist sehr hölzern ausgesteuert, womit man sich aber nach mehreren Durchläufen sicher per Kompromiss anfreunden kann, und dennoch bleibt ein unschöner Beigeschmack.
Nun zum Gesang. Manche sehnten im Vorfeld des Albums die Rückkehr von Lord Worm herbei, andere hingegen vermissten bereits die kräftige Stimme von Mike DiSalvo. Das Ergebnis des Gesangs von Lord Worm auf „Once Was Not“ ist allerdings sehr ernüchternd und selbst hart gesottene Fans der ersten Stunde dürften ungläubig mit dem Kopf schütteln. Dan Greening (aka Lord Worm) versaut so ziemlich alles, was man überhaupt versauen kann.
Ein erschreckend dünnes und heiser klingendes Stimmchen kreischt sich die Stimmbänder aus dem Leib und wird den hohen musikalischen Ansprüchen der Musiker in keinerlei Hinsicht gerecht, nicht einmal ansatzweise. Völlig uninspiriert und ohne jeglichen Ausdruck plärrt sich Greening durch das Album. Platt und einfallslos macht er fast jeden Song durch sein schwaches 08/15-Organ zunichte, und ehrlich gesagt ist es mir unverständlich, warum die restlichen CRYPTOPSY-Jungs diesen Mann wieder in die Band holten.
Wenn Greening sein Organ positiv entwickelt und fit präsentiert hätte, hätte es vielleicht klappen können, aber die auf „Once Was Not“ gebotene Leistung ist einfach nur zum kopfschütteln schlecht. Es fehlen der Stimme komplett die Power, der Ausdruck und die Akzentuierung bestimmter Textelemente. Der Gesang wirkt, als wenn er überhaupt nichts mit der komplexen Musik einer Band wie CRYPTOPSY anfangen kann und kläglich und letztendlich gescheitert versucht, seinen Text in irgendeiner Form unterzubringen. Dem hohen Anspruch einer spielerisch perfekten Band wie CRYPTOPSY wird Lord Worm auf „Once Was Not“ nicht einmal im Ansatz gerecht.
Rein vom musikalischen Können bleiben CRYPTOPSY zwar auch anno 2005 ein ernstzunehmender Maßstab, in der Gesamtheit gesehen jedoch, was den Killfaktor einzelner Songs (und des Gesangs) angeht, ist „Once Was Not“ bestenfalls Mittelmaß.
Gutes Review! Mein Eindruck von dem Album: Ich hatte immer das Gefühl, die ganze Musik richtet sich nur nach dem Drumming und hetzt ihr hinterher. Klingt nicht befriedigend, als ob es eine One-Man-Show von Flo ist und der Rest riffend hinterher spurtet.
So, ich habe es nun nochmal intensiv und mit mehreren Durchläufen versucht. Ich kann mein obiges Review allerdings nur erneut unterstreichen, ganz besonders was die extrem schwache Gesangsleistung angeht. Musikalisch bieten CRYPTOPSY hier außerordentlich starkes Material, dass mit vernünftiger Produktion sicherlich fett gekillt hätte, sogar im progressiven Bereich wildert und ein (damals) neues Gesicht der Band präsentierte; gesangstechnisch ist das Ding jedoch einfach nur fürn Arsch. Selten solch langweiliges, einfallsloses und kraftloses Gekrächze gehört. Gut, dass das Würmchen längst nicht mehr dabei ist. Allein die gute Musik hebt das Album knapp übers Mittelmaß.