Um ehrlich zu sein, ist völlig an mir vorbei gegangen, dass CRYPTIC WINTERMOON noch existieren. Nun aber melden sie sich nach einer vierjährigen Pause mit ihrem neuen Album “Fear“ zurück, einem Konzeptalbum über den Ersten Weltkrieg. Nach mehrfachem Wechsel des Labels trennten sie sich nun auch von Massacre Records, das neue Werk erscheint im Eigenverlag. Für die Produktion haben die Sechs bei Andy Classen in seinem legendären “Stage one“-Studio keine Kosten und Mühen gescheut. Das hört man auch: Der powervolle und wuchtige Sound bringt die düstere, drückende Stimmung erst richtig zum Tragen. Reicht das, damit CRYPTIC WINTERMOON nach 16 Jahren Bandbestehen mit “Fear“ doch noch den Sprung aus dem Underground schaffen?
Das Album beginnt mit einem untypischen Intro, einem alten Country-Song, thematisch auch im Krieg beheimatet, der mit plötzlichem Einsatz von hämmerndem Schlagzeug und düsteren Gitarren in den Opener “Pride of Australia“ mündet. Netter Einstieg, doch wirklich nennenswerte Highlights sind auf “Fear“ im weiteren Verlauf dann nur noch spärlich zu finden. Erwähnenswert ist vielleicht noch die Black Metal-Ballade, die auf keinem CRYPTIC WINTERMOON-Album fehlen darf, “One Of Your Songs Is Coming Home“, die mit berührenden Lyrics glänzen kann. Ein weiteres Highlight ist die Coverversion von FREDDY QUINNs Anti-Kriegs-Song “Hundert Mann und ein Befehl“, wiederum Interpretation von BARRY SANDLERs “The Ballad Of The Green Berets“. Eine gute Idee und auch die Umsetzung ist durchaus gelungen, zumal der altbewährte Cleangesang doch nochmal zum Einsatz kommt. Fraglich ist nur: wie gut ist ein Metalalbum, wenn die besten Songs eine Ballade und eine Coverversion sind?
Durch Geschwindigkeitswechsel und wechselnd stärkeren Einflüssen von Black und Thrash Metal versucht der Rest des Albums interessant zu wirken, schafft es meiner Ansicht nach aber nicht, da sowohl Riffing, als auch Gesang extrem eintönig wirken. Dadurch bin ich schnell versucht, nach wenigen Takten jedes Liedes einfach weiter zu klicken.
Stilistisch haben die Sechs offensichtlich einen ziemlichen Wandel vollzogen. Auf cleanen Gesang verzichten sie bis auf eine Ausnahme völlig und speziell die diesmal tiefer gestimmten Gitarren, inspiriert von schwedischen Death Metal-Bands der 90er, tragen zu einer für CRYPTIC WINTERMOON ungewohnt düsteren und negativen Atmosphäre bei. Passend zum Anti-Kriegs-Thema sind einige Passagen mit Kriegssirenen, Schussgeräuschen und Explosionen untermalt. Musikalisch, besonders deutlich beim Gesang, ist der starke Death Metal-Einfluss unverkennbar, dennoch verabschiedet sich die Band nicht völlig aus dem Black und Thrash Metal. Trotzdem stehen die vormals häufig vordergründigen, tragenden Keyboards nun mehr im Hintergrund und werden bis auf wenige Stellen, an denen das Keyboard bewusst allein spielt, fast schon überhört.
“Fear“ ist nicht in einem Atemzug mit älteren Alben von CRYPTIC WINTERMOON zu nennen, die vorrangig im Bereich des Symphonic Black Metal angesiedelt waren. Ich persönlich denke, wir haben von CRYPTIC WINTERMOON schon wesentlich Besseres gehört, auch wenn Fear“ trotzdem eine musikalisch solide, aber alles andere als aufregende Platte ist.
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