Sollen das ernsthaft schon fünf geschlagene Jahre sein? Kam das herrlich verrottete “Outcome Of Obnoxious Science” tatsächlich vor der Pandemie raus? Muss wohl so sein. Untätig waren die drei verrückten Wolfsburger in dieser Zeit aber mitnichten: Zwei Splits, ein Live-Album aus Japan und eine EP haben sie seitdem veröffentlicht. Trotzdem ist es schön, endlich wieder ein gänzlich frisches Album von CRYPTIC BROOD serviert zu bekommen, da die AUTOPSY-und-Co.-Verehrung der Niedersachsen zwar vorhersehbar, aber mörderisch unterhaltsam ist.
CRYPTIC BROOD: Oldschool as fuck!
Wie bereits auf dem Vorgänger zeichnen sich CRYPTIC BROOD dadurch aus, die Einflüsse zwar offensichtlich zur Schau zu stellen, ihnen jedoch einen eigenen kranken Twist geben zu können. Ganz ohne technisch oder gar progressiv zu sein, ist ausnahmslos jeder der Songs richtig gut gezockt. Die Breaks sitzen an den richtigen Stellen, die Vocals fressen sich durchs Ohr wie die titelgebenden fleischfressenden Bakterien und die Produktion ist vom Allerfeinsten. Mit derartig viel Hörspaß vergehen die 39 Minuten wie im Flug.
Zum Good Friendly Violent Fun gehört natürlich auch das Pathologie-Bingo bei den Songtiteln – “The Pile Of Flesh Is Served”, sozusagen. Das Cover Artwork ist ebenfalls wieder richtig gelungen und das Bandfoto voller Selbstironie. Muss nicht unbedingt dauernd nachgeahmt werden, erfrischt jedoch erheiternd inmitten all’ der überzeichneten Trvenessᵀᴹ der Szene. Zumal “Necrotic Flesh Bacteria” ein durch und durch seriöses Album ohne sonstige Party-Gimmicks ist – CRYPTIC BROOD können sich diesen kleinen Scherz also erlauben.
Mit “Necrotic Flesh Bacteria” lässt man sich gern zerfressen!
Wem also schon seit viel zu langer Zeit kein neues Album von OBLITERATION begegnet ist, wer REPUGNANT und alten MORBUS CHRON generell hinterhertrauert und wer zwischendurch mal Bock auf Death Metal ohne Verschwörungsquatsch zur “Präastronautik” hat, sollte “Necrotic Flesh Bacteria” die wohlverdiente Chance geben. CRYPTIC BROOD qualifizieren sich als eine der besten Oldschool-Death-Metal-Bands der Bundesrepublik und sollten im kommenden Sommer bitte auf allen dafür relevanten Festivals vertreten sein. Was für ein leckeres Schlachtmenü!
„Trvness der Szene“? Wäre mir neu. Stinkstiefel gibt’s immer, aber sind doch in ihrer Quantität musikalisch eher andernorts beheimatet.
Zum Album: ich liebe es ja, wenn Artwork, Attitüde und Mukke so Hand in Hand gehen, wie hier. Einfach wunderbarer Proto-Death, heuer sogar bisschen üppiger als zuletzt. Und immer wieder faszinierend, wie gut diese plain ol‘ rock beats auch in einem DM Kontext funktionieren und wie man mit so einfach Stilmitteln so effektiv geile Mukke zaubern kann. Find ich spitze!
Neben den anderen Namedrops in der Review, füg ich als Servierempfehlung noch folgende (aktuellere) Platten an:
Coffin Rot – Dreams of the Disturbed
Obscene – Agony & Wounds
Eternal – Cryptic Lust
Dripping Decay – Festering Grotesqueries
Ruin Dwellers – Apocalyptic Ruin
Dipygus – s/t
Und Repuked kommen auch noch dieses Jahr 🙂