Das CRYPTEX-Debüt „Good Morning, How Did You Live?“ war für mich einer der Überraschungshits 2011. Das Trio aus Salzgitter präsentierte darauf eine gutlaunige Mischung aus Prog- und Folk-Rock, die man in dieser Form bei keiner anderen Band findet. Doch lassen sich die vielschichtigen Stücke auch live vernünftig umsetzen, ohne dabei allzu großzügig auf Konserven-Einspielungen zurückzugreifen?
Wer dies herausfinden möchte und die bisherigen Live-Shows verpasst hat, der kann nun zur ersten CRYPTEX-DVD greifen, die im März diesen Jahres während der Tour im Vorprogramm von PAIN OF SALVATION im „De Bosuil“-Club im niederländischen Weert aufgezeichnet wurde. Nun stellt sich natürlich die berechtigte Frage, welchen Sinn eine DVD macht, auf der die Band mit nur einem einzigen Studioalbum im Rücken einen dreiviertelstündigen Opener-Gig spielt. Und tatsächlich kann man „Live At De Bosuil“ eigentlich eher als ein hübsches Gimmick für Fans der Band bezeichnen, die die Scheibe immerhin zum recht fairen Preis von rund 15 Euro direkt über deren Homepage beziehen können.
Audio- und Videoqualität können mit aufwändigeren Produktionen namhafter Bands natürlich nicht mithalten. Das Bild wirkt grobkörnig und farbarm, der Ton kommt in unspektakulärem Stereo daher – unter dem Strich also wenig mehr als bessere Bootleg-Qualität. Dafür transportiert die Aufnahme den Kneipen-Charme des Aufnahmeortes recht gekonnt. Und auch wenn man noch viele Kleinigkeiten erkennen kann, an denen CRYPTEX bei ihrer Show arbeiten sollten, macht es einfach großen Spaß, ihnen auf der Bühne zuzuschauen. So triumphiert hier Authentizität über Perfektion und macht große Lust auf zukünftige Live-Shows der Band.
Doch das eigentliche Highlight dieser DVD ist weniger die enthaltene Live-Show als vielmehr die dreiviertelstündige Exklusiv-Dokumentation, in der die Musiker in erfreulich kurzweiligen Interview-Passagen nicht nur auf die Tour mit PAIN OF SALVATION, sondern auch auf ihren bisherigen musikalischen Werdegang zurückblicken. Dabei müsste man eigentlich die Stirn darüber runzeln, wie sehr Simon Moskon, Ramón Fleig und Martin Linke von verschiedenen Geschäftspartnern über den grünen Klee gelobt werden, würde man nicht selbst in die Lobeshymnen einstimmen und der Band in einer gerechten Welt eine große Zukunft verheißen.
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