Das Echo des CRYPTA-Debüts hallt noch nach, auch weil die Brasilianerinnen auf Grund Pandemie bedingter Verzögerungen grade erst die zugehörige Tour abgeschlossen haben, da wirft bereits „Shades of Sorrow“ seine Schatten voraus. Und man muss ganz neidlos feststellen, dass die Band um die Ex-NERVOSA-Mitglieder Fernanda Lira (Gesang, Bass) und Luana Dametto (Drums) innerhalb von nur zwei Alben eine beeindruckende Entwicklung durchgemacht hat. „Shades of Sorrow“ stellt nämlich im Vergleich zum ohnehin schon sehr ordentlichen „Echoes Of The Soul“ eine Steigerung in fast allen Belangen dar.
CRYPTA finden ihren Rhythmus
Zum einen haben CRYPTA die auf dem Debüt noch vereinzelt anzutreffenden Thrash-Wurzeln der beiden Bandgründerinnen weitestgehend über Bord geworfen. „Shades of Sorrow“ bietet diesmal puren, knallharten Death Metal, der sich an Florida-Knüpplern wie MONSTROSITY oder DEICIDE einerseits und an polnischem Breitwandgeballer à la VADER andererseits orientiert. Einen sehr positiven Einfluss hatte aber offensichtlich auch der Umstand, dass sich Fernanda Lira das Songwriting diesmal mit Leadgitarristin Tainá Bergamaschi geteilt hat. Denn nicht nur sorgt der Bass der Bandchefin zusammen mit den Drums von Luana Dametto für ein ordentlich drückendes Rhythmusfundament, besonders die Gitarren setzen immer wieder Akzente.
Tainá Bergamashi bildet zusammen mit Neuzugang Jéssica Di Falchi, die für die bereits wieder ausgestiegene Sonia Anubis (COBRA SPELL) die zweite Axt übernommen hat, eine geschlossene Gitarrenfront, die sich gekonnt die Bälle zuspielt. Finstere Melodien und ekstatische Soli, die den Gitarristinnen oftmals fast zu entgleiten scheinen, dann aber doch immer wieder virtuos die Kurve kriegen, durchziehen den brutal pumpenden Death Metal von CRYPTA und untermauern die finstere, unheilvolle Grundstimmung des Albums.
So erinnert das bedrohliche Lead von „Trial of Traitors“ geflissentlich an BOLT THROWER, bei denen ja gerne unterschlagen wird, dass neben dem alles plattwalzenden Panzerkettensound auch die fesselnden Melodien für das Erfolgsrezept verantwortlich waren. Dass CRYPTA mit „Lord of Ruins“ ausgerechnet die mit einem ansteckenden Groove und einem unglaublich einprägsamen Hauptriff versehene, eingängigste Nummer ans Ende des Albums gestellt haben, zeugt von einem gesunden Selbstbewusstsein.
„Shades of Sorrow“ schickt dunkle Wolken voraus
Und tatsächlich befinden sich mit angriffslustigen Nackenbrechern wie „Dark Clouds“ oder „Lullaby of the Forsaken“ und gleichermaßen atmosphärischen wie tonnenschweren Abrissbirnen der Marke „Poisonous Apathy“ oder „Agents of Chaos“ genug Songs auf dem Album, die vielleicht einen zweiten Durchlauf benötigen, sich aber keinesfalls hinter der ersten Single verstecken müssen. Dazu giftet, faucht und growlt sich die in Interviews stets unglaublich herzliche Fernanda Lira derart brutal durch das Album, dass es eine helle Freude ist.
Der Sprung, den CRYPTA von „Echoes of the Soul“ hin zu „Shades of Sorrow“ gemacht haben, ist jedenfalls beachtlich und zeigt eine gereifte Band, die ihren eigenen Sound gefunden hat. Zwar sind die Brasilianerinnen klar im Oldschool Death Metal primär amerikanischer Prägung verwurzelt, sie klingen dabei aber nie altbacken und verpacken ihre Einflüsse stets in ein zeitgemäßes Gewand.
Dabei kommen auch tolle Melodien nicht zu kurz, ohne dass das Material sich dadurch gleich anbiedern würde, was zusätzlich für eigenen Charakter sorgt. Allenfalls der stellenweise ein wenig sterile Drumsound ließe sich bemäkeln, ansonsten aber eine beeindruckende und sehr lobenswerte Weiterentwicklung, welche CRYPTA hoffentlich noch weiter ausbauen.
Crypta habe ich letztes Jahr zufällig in Wacken gesehen, hat trotz der Uhrzeit Spaß gemacht. Die beiden derzeit verfügbaren Songs vom neuen Album holen mich auch ab. Da freu ich mich auf mehr.
Steril? Die Drums sind furztrocken und passen m.E. ganz hervorragend. Freu mich aufs Album!
Um ehrlich zu sein, finde ich hier keinen einzigen schwachen Moment auf diesem Album.
Mag jetzt möglicherweise keine epochalen Überschwinger zu beinhalten, aber das Qualätslevel über die gesamte Albumlänge ist m.M.n. schon wirklich beeindruckend hoch…
Ich werf hier mal eine 9/10 in den Ring. 🙂
Sehe hier viel, das man mögen kann, speziall die Gitarrenarbeit oder die wunderbare Basslasstigkeit, aber insbesondere die Blasts verhageln mir das doch arg. Wenn man schon das Schlagzeug so im Mix hervorhebt, muss das für meinen Geschmack besser umgesetzt werden. Und die im Special angepriesenen „verrückten Drumfills“ erkenn ich auch nicht, eher das Gegenteil ist der Fall. An sich auch kein Drama, aber dann pack das Schlagzeug nach hinten, schmeiß n bisschen Matsch drauf und keiner stört sich mehr dran. Mal abgesehen davon, dass die Punkbeats ohnehin besser zur Musik passen. Nimmt man das beiseite, wirklich ein gelungenes sophomore Release.
Anderswo angegeben, wie gut ich die Band finde und dann vergessen, hier die BEwertung zu lassen.
Richtig gutes Album – wenn Dying Fetus dieses Jahr in der Top 5 waren, müssen Crypta da auch hin.
Ein starkes Konzept Album. Das Songwriting ist deutlicher ausgefeilter als beim Vorgänger.