Puh, es ist jetzt gerade mal 14 Monate her, dass „Rootstock“ erschien, welches in der deutschen Presse gute Resonanzen hervorgerufen hat. Jetzt folgt mit „Haze County“ schon das dritte Album der Texaner.
Psychedelic Rock mit ähnlichen Einflüssen
CRYPT TRIP spielen Psychedelic Rock und führen ihm Dinge zu, die ebenfalls in der Zeit der Blumenkinder zu verorten sind. So gibt es oft Country-Einschläge und auch der Seventies Rock lässt sich im Sound der US-Amerikaner wiederfinden. Eröffnet wird das Album mit dem Instrumental ‚Forward‘, welches im wesentlichen aus einem Motiv besteht, das zwei Minuten lang gespielt wird. ‚Hard Times‘ geht mit der Schwere, die unruhige Zeiten an sich haben, los und wendet sich dann der Leichtigkeit zu, die vom Country zumindest musikalisch ausgeht. Das Pendel schwingt während des Song zwischen diesen beiden Polen. Dagegen ist ‚To Be Whole‘ eindeutiger gehalten. Eine maidenesque Melodie bildet das Fundament in diesem Song, in dem sich Gitarrist Ryan Lee nicht zu kurz fasst. Er ist das Tausendassa der Band, denn er spielt nicht nur die Gitarren ein, sondern auch den Gesang. Das er dabei ebenfalls gut ist, hört man in der kurzen Gesangs-Passage, die er gefühlvoll meistert.
Noch weniger zu singen hat er im folgenden Jam ‚Death After Life‘, welches fast instrumental ist und bei dem Instrumentalisten wohl ihren Spaß haben dürften. Der Headbanger kommt beim flotten ‚Free Rain‘, der angenehm an den Siebziger-Rock erinnert, besser weg. Dieser Song markiert zugleich den Auftakt zum eingängigeren Teil des Albums. ‚Wordshot‘ besticht durch seine radikalen Tempi-Wechsel. Während es zunächst noch verträumt und melodiös wird, so schlägt es dann über in etwas, was der Intensität der schnellen AC/DC-Songs verflucht nahekommt. Nur mit vielschichtigeren Gitarren-Arrangements. Mit ’16 Ounce Blues‘ und ‚Pastures‘ nimmt man aber gleich wieder den Fuß vom Gaspedal und betont die Country-Einflüsse stärker. Zum Abschluss wird es wieder lang und instrumental. Die Strophen sind wieder Country-lastig gehalten. Allerdings erhält hier nun Drummer Cameron Martin die Gelegenheit, sich auszutoben.
„Haze Country“ lässt den Hörer schweben
Während man sich bei manchen Alben des letzten Jahres gewünscht hätte, dass sich die Bands mehr Zeit gelassen hätten, so ist das bei „Haze County“ überhaupt nicht der Fall. Nach 14 Monaten liefern die US-Amerikaner ein bockstarkes Album mit verführerischen Instrumental-Passagen und knackigen Songs ab. Da man zudem auch noch verschiedene andere Richtungen im Sound ausmachen kann, wird es nicht langweilig. Das Drittwerk der Texaner ist also ein rundum unterhaltsames Album, welches hoffentlich auch den Bekanntheitsgrad des Trios erhöhen kann.
Musikalisch finde ich es sehr gut, es erinnert mich an meine Kindheit und frühe Jugend Mitte/Ende der 70er. Grundsätzlich jedoch frage ich mich auch hier ein weiteres mal, warum man den Sound einer Epoche die Jahrzehnte zurück liegt, deckungsgleich kopieren sollte. Und das auch noch optisch.
Hier wird nicht nur der Rock als solches kopiert, es gibt dazu auch noch das exakte Klangbild dieser Ära. Wüsste man es nicht besser, man verortete dieses Werk ohne zu zögern in diese Zeit.
Wozu das? Es ist mindestens lohnenswert diesen Stil in zeitgenössischem Soundgewand zu präsentieren, so jedoch ist es ein mit Gewalt fabrizierter Blick zurück, nicht mehr, nicht weniger.
Dieser ganze Retro-Kult ist unnötig limitiert, ich kann so etwas nicht ernst nehmen.
Das klingt schon sehr mit der Brechstange auf Oldy getrimmt. Finde das auch unnötig. Bands wie Ghost oder Greta Van Fleet beweisen doch, dass man Retro-Rock durchaus gut in einem modernen Soundgewand präsentieren kann, ohne dass dabei der Charme flöten geht. Als Geheimtipp empfehle ich da übrigens Hällas, die sind zwar auch ziemlicht retro, wirken aber eher zeitlos als altbacken.