Crypt Sermon - The Stygian Rose

Review

Mit sieben Punkten liefern CRYPT SERMON die Enttäuschung der Saison ab. Klingt paradox und ist natürlich übertrieben, aber ein kleines Wermutströpfchen muss dennoch vergossen werden: Nach dem Epic-Doom-Meisterwerk “The Ruins Of Fading Light” vor knapp fünf Jahren und einer ordentlichen Wartezeit hätte so mancher Sword-And-Sorcery-Nerd, wie beispielsweise der gerade tippende Schreiberling, nicht weniger als eine einnehmend eskapistische und im besten Sinne archaische Zehner-Perle gewartet. “The Stygian Rose” schafft dieses Ziel leider nicht ganz.

CRYPT SERMON laden zur Sonntagsmesse …

Der etwas getrübte Eindruck liegt übrigens nicht daran, dass CRYPT SERMON irgendwas an ihrem Stil geändert hätten. Die Philly-Boys bleiben sich weiterhin mit einem erhabenen, epischen Doom-Stil treu, der für alle Jünger von CANDLEMASS, SOLITUDE AETURNUS, PROCESSION und Co. gefundenes Delikatessenfressen ist. Wäre “The Stygian Rose” das Debüt, könnte man es sogar höher bewerten.

Leider aber klingt ein nicht mal unerheblicher Teil des Albums, als hätten CRYPT SERMON die ausgemusterte B-Ware des Vorgängers aufgewärmt, ohne sich die Mühe zu machen, noch mal nachzuwürzen. Das betrifft drei Songs: Das Eröffnungsdoppel “Glimmers In The Underworld” und “Thunder (Perfect Mind)” und das mittig platzierte “Heavy Is The Crown Of Bone”. “Down In The Hollow” verpasst gar richtig offensichtliche Momente, Höhepunkte zu nutzen und plätschert beinahe belanglos vor sich hin.

Erst mit den letzten beiden Stücken, der fantastischen Überhymne “Scrying Orb” und dem epischen Titelsong zum Abschluss erreichen CRYPT SERMON die würdige Klasse des Vorgängers und beweisen, dass sie noch immer in der Lage sind, Songs zu schreiben, die man einfach immer wieder hören will. Überflüssig zu erwähnen, dass die Musiker ganze Arbeit verrichten und allen voran Sänger Brooks Wilson weiterhin über ein absolutes Ausnahme-Charisma verfügt. Doch in Puncto Songwriting wäre das Niveau der letzten beiden Songs auf dem ganzen Album verteilt wünschenswert gewesen.

“The Stygian Rose” ist ein gutes Album, aber kein Highlight

CRYPT SERMON sind und bleiben eine gute Band und “The Stygian Rose” ist trotz allem weit davon entfernt, eine richtige Gurke zu sein. Das Sextett – inzwischen gehört Tanner Anderson von MAJESTIES und OBSEQUIAE als Keyboarder fest zur Band – bewegt sich knapp auf dem Niveau des Erstlings “Out Of The Garden”, was grundsätzlich in Ordnung ist. Eine Band kann einfach nicht mit jedem neuen Durchlauf einen Klassiker produzieren. Dennoch bleibt zu hoffen, dass CRYPT SERMON irgendwann noch mal ein echter Hammer wie “The Ruins Of Fading Light” gelingt.

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07.06.2024

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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