Ach du liebe Zeit! Schnauzbart-, Casio-, Pappschwert-, Negativ-Pulitzer-Preis-, Schäbi- und Tränenlach-Alarm im Kombipack! Um Missverständnissen vorzubeugen, sei gesagt, dass ich keine Probleme mit pathostriefenden True-Kapellen habe, so lange entweder die Qualität stimmt oder alles mit einem gewissen selbstironischen Augenzwinkern zu verstehen ist. Doch die Belgier meinen das alles todernst. Wer also nach der kürzlich erschienenen MANOWAR-Lachnummer noch nicht genug hat, der darf sich von CRUSADER noch ein wenig mehr, ähem, unterhalten lassen – wenngleich die sechs Ostflanderner Krieger nicht mit Hörspielchen aufwarten und stilistisch etwas anders gelagert sind.
Ausgelutschter, pseudoepischer Echtstahl ist eine dreiviertel Stunde lang (Folter-)Programm, doch noch schlimmer als das uninspirierte Recycling von 08/15-Riffs und Allerweltsmelodien ist der Dilettantismus, mit welchem die Herrschaften ihre Instrumente schänden. Die zahlreichen Gitarrenleads liegen oftmals dermaßen neben dem Takt und sind so unsauber gespielt, dass die Saiten freiwillig reißen und sich der Gitarrenverstärker lebensmüde von selbst auf 11 dreht, um sich in den Freitod zu qualmen. Das Schlagzeug tönt gerade in den schnellen Passagen so präzise wie ein Karnickel mit Erektionsstörung, Herzklappenfehler und epileptischen Anfall beim Koitus auf der Waschmaschine im Schleudergang. Der Bass klingt wie, als wäre die Tuba ein Saiteninstrument, besonders schlimm sind allerdings die billigen, lachhaften Samples und die Aldi-10 Euro-Keyboards, die statt Dramatik eher Kirmes-, Kasperletheater- oder Kinderkarussell-Atmosphäre versprühen. Obwohl: wozu noch mehr Dramatik erzeugen, wenn die Musik selbst schon Drama genug ist? Die Katastrophe so richtig perfekt macht dann allerdings noch die Produktion, die ungefähr genau so fett ist wie eine magersüchtige Stabheuschrecke.
Fazit: mehr als einen Zähler für die wenigen lichten Momente des Sängers David Walgrave plus einen weiteren Punkt für den Mut, die Menschheit mit „SkinClad“ zu penetrieren, wären zu viel für diesen – pardon – Schrott.
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