Ende der Neunziger wurden CRUACHAN noch oft in einem Atemzug mit PRIMORDIAL genannt, wenn es um irischen Black Metal mit Folk-Einflüssen ging. Während sich PRIMORDIAL jedoch spätestens mit „The Gathering Wilderness“ aus dieser Nische lösten, machten CRUACHAN im Stile ihres treffend betitelten Albums „Pagan“ weiter. Zwar gibt es inzwischen keinen weiblichen Gesang mehr, aber ansonsten baute die Band ihren Stil nur minimal aus.
Alles wie gewohnt bei CRUACHAN
Fiedel, Violine und Flöte haben auch heute noch ihren festen Platz im Songwriting der Band. Zwar sind die Iren in den letzten Jahren wieder etwas härter und kitschbefreiter geworden, frönen aber immer noch dem schwarzmetallisch angehauchten Folk in seiner ganzen Pracht. Männerchöre singen von alten Tagen und mythischen Sagen, begleitet von Blastbeats und rauen Schreien.
Ganz wie die Schweden von MÅNEGRAM präsentieren CRUACHAN ihre klischeebehaftete Musik jedoch selbstbewusst und mit hörbarem musikalischen Können. „Nine Years of Blood“ ist kein rumpeliger Pagan Metal, wie er vor gut zehn Jahren den Markt flutete. In den epischen Songs werden die Folk-Instrumente durchdacht eingesetzt und fügen sich mit den harten Gitarren zu kraftvollen Hymnen zusammen. Der sauber abgemischte Sound passt gut dazu und führt die folkigen Melodien gut mit den harten Riffs zusammen. Da verzeiht man auch völlig sinnlose Ambient-Schnipsel wie „An Ale before Battle“.
Manchmal ist es aber vielleicht doch etwas zu viel das guten. Songs wie „Cath na Brioscaí“ oder „The Harp, the Lion, the Dragon and the Sword“ wandern wackelig auf dem schmalen Grat zur selbstgenügenden Schwülstigkeit. Lyrisches Thema des Albums ist der gut neunjährige Krieg zwischen England und Irland in den Jahren von 1593 bis 1603. Mit entsprechend viel Pathos und Selbstverständnis, werden Melodien aufgegriffen, die man sonst nur im Irish Pub findet. Den Höhepunkt in dieser Richtung bildet das Abschluss-Duo „Flight of the Earls“ und „Back Home in Derry“, die vermutlich auch für Fans von DROPKICK MURPHYS und Konsorten hörbar sind.
Krieg, Ale und alte Sagen
Wer hingegen meint, dass Gefiedel im Metal nichts zu suchen hat, der sollte einen großen Bogen um „Nine Years of Blood“ machen. Wer hingegen mit Freude in folkig angehauchten Metal eintaucht, bei dem an vielen Stellen die Black-Metal-Wurzeln der Band aufblitzen, kann hier ohne Bedenken zugreifen. Freunde gepflegten Pagan-Kitschs dürften mit dem Album wahrscheinlich eines ihrer Jahres-Highlights gefunden haben. Darauf ein Ale.
„Freunde gepflegten Pagan-Kitschs“
Metal allgemein ist über Kitsch, nur eben für die Harten. Selbst gesellschaftliche Themen werden eher infantil behandelt und interessieren eh keine Sau, wenn die Riffs nicht stimmen. Das Metal ach so anspruchsvoll sein soll nervt. Es geht nur um krasse Riffs usw. sonst nichts. Verglichen mit anspruchsvoller Lyrik, habe ich noch keinen geistreichen Metaltext gelesen, aber das ist ja auch gar nicht die Aufgabe. Er sollte nur nicht ausgesprochen blöd sein.
Zur Platte selber: Stimme der Benotung zu. Krasser Geigenmetal, solide dargeboten, aber ohne große Momente. So ’ne kann man haben, aber muss man nicht CD.
Nachtrag:
Cruachan sind so ’ne ewige Zweitliga-Band, denen, trotz guter Ansätze, nie so der ganz große Wurf (nicht kommerziell gemeint) gelingt.
Schade eigentlich, da der Stil (Celtic Metal) das doch eigentlich hergibt und es ja leider auch nicht unendlich viele Bands in diesem Bereich gibt. Wacken Platikmethorn-Bands zählen nicht.
Nachtrag 2 (Oh Mann):
Jetzt gefällt’s mir super. Ich sollte weniger aus dem Bauch heraus entscheiden, aber ich wette, Leute die für Reviews bezahlt werden, würden so manches Album im Nachhinein auch anders bewerten. Ich bin ja nur Karl Arsch von nebenan.. 😀
Nicht die beste Cruachan trotzdem gut. Die letzten beiden Songs sind Coverversionen von Irish Folk Songs. Sind nicht die ersten die Cruachan covern. Einige davon kenne ich aus Irland wenn da im Pub war