Crowpath - Son Of Sulphur

Review

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Närrinnen und Narralesen!

Herzlich willkommen in der Anstalt. Legt die Kursfibeln für abnorm erweiterte Instrumentallehre bereit und setzt die Frickelhauben auf! Macht Euch bereit für eine Exkursion ins tongewordene Irrenhaus: „Son Of Sulphur“, oder was passiert, wenn man einer Free-Jazz-Combo rostige Nägel und Glasscherben ins Frühstücksmüsli mischt!

CROWPATH, bei Kennern für einen Zungenschnalzer und feuchte Augen gut, stoßen den unvorbereiteten Hörer gewaltig vor den Kopf, faszinieren aber gleichermaßen. Konnte ich die Tracks eins bis acht beim ersten Hördurchlauf ob ihrer noisigen, hektischen, völlig durchgeknallten Art (ein Musikhochschulsemester pro Instrument Pflicht, um auch nur halbwegs zu verstehen, was da vor sich geht) kaum ertragen, belehrte mich das darauf folgende „The Lycanthrope“ eines besseren: ultra zäher „Industrial Doom“ mit einem Satz pro Minute. Eine kaum auszuhaltende Tortur, die einen das wissenschaftliche Gemetzel der vorherigen Songs zurückwünschen lässt.

Dem Ende nah, beschloss ich also, mich den Texten zu widmen und so meiner journalistischen Pflicht genüge zu tun. Und siehe da, der Kreis schloss sich: verrückte Musik mit noch verrückteren Texten. Ein Kunstwerk des Wahnsinns! Völlig verdrehte Storyfetzen kollidieren mit musikalischen Eruptionen, die ich höchstens als Primus auf Death-Grind beschreiben kann. Textauszug gefällig? „One day he stole a lighter and made up his first fire… his longing increased and he spent all money on gasoline and matches.“ („Seed Of Arson“) Sowieso zieht sich das Thema Feuer (legen) durch das ganze Album: vom Cover (Männchen hält zwei riesige, abgebrannte Streichhölzer in die Höhe), bis zum „Hörspielbreak“ im letzten Lied, in dem man Ohrenzeuge wird, wie ein Benzinkanister geöffnet, der Inhalt ausgeleert und mit einem… richtig, Streichholz in Brand gesteckt wird. Total durch also, diese Schweden. Aber mit ihren exorbitanten instrumentalen Fähigkeiten auch der beste Beweis, dass Genie und Wahnsinn oft sehr nahe beieinander liegen.

Im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte,

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09.11.2006

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