Croword - The Ignorance Cut

Review

CROWORD machen mit „The Ignorance Cut“ Nägel mit Köpfen und veröffentlichen in neuer Besetzung ihr zweites Album. Dabei können sie auf hochkarätige Unterstützung zählen.

CROWORD präsentieren ihren neuen/alten Sänger

Bandleader Lukas Rappitsch übernimmt den Part des Vokalisten vom ehemaligen Sänger Martin Karner, was nach dem viel zu langen Intro des Songs „Brothers“ die erste auffällige Änderung ist. Karner griff auf dem Vorgängeralbum „The Great Beyond“ noch auf genretypische Growls zurück, während Rappitsch an Black Metal erinnernde High Pitch Screams verwendet. Den Wechsel der restlichen Bandmitglieder – Rappitsch ist das einzig verbliebene Gründungsmitglied – bemerken findige Hörer allenfalls im Detail. Musikalisch zeigen CROWORD zunächst Reife, indem sie die Orchesterparts zwar immer noch als wichtigen Teil des Ensembles nutzen, diese aber besser in die Gesamtkomposition einbinden. Das fällt besonders beim Song „Isle Of Death“ auf, denn hier ist das Orchester nur subtiles Beiwerk. Bei anderen Songs dagegen wirkt das Orchester drückend und repetetiv.

„The Ignorance Cut“ ist verzwickt, aber zugänglich

Für eine simple Melodic-Death-Metal-Band sind CROWORD zu ambitioniert. Mit ihren plötzlichen Tempowechseln, den komplexeren Akkorden und den übers Mittelmaß herausragenden Soli betreten die Wiener das weite Feld des Progressive Death Metals. Das machen sie zuweilen gut – erinnerte das Vorgängeralbum noch an eine abgespeckte Version von INSOMNIUM, so ist nun ein eigener Stil erkennbar. Das liegt wahrscheinlich daran, dass CROWORD bewusst auf Growls im Hauptgesang verzichten. Dass Rappitsch das Grunzen eines Orks beherrscht, zeigt „The Ignorance Cut“ bei den Backgroundvocals. Hier schmiegen sich die tiefen Töne des Sängers aus der zweiten Tonspur um das Kreischen der ersten. Ein paar Growls mehr hätten der Platte aber definitiv gutgetan.

Klargesänge à la SOILWORK oder IN FLAMES sind nicht vorhanden und der Melodic-Teil bezieht sich ausschließlich auf die Instrumente, was einen gewissen Reiz ausstrahlt. Trotz des progressiven Anspruchs der Band ist die Platte gut hörbar und auch für Genreneulinge interessant.

Genrekenner werden bei „The Devils Truth“ in dem Augenblick aufhorchen, sobald das Solo beginnt. Es erinnert nicht nur an alte Songs von MESHUGGA, sondern stammt tatsächlich von deren Ex-Gitarristen Per Nilsson. Nicht nur der SCAR SYMMETRY-Gründer brachte seine Expertise ein, sondern auch der Wiener Professor und international arbeitende Komponist Gerd Hermann Ortler. Er komponierte den Rausschmeißer „Totenlied“, den das ESPERIA Quartett aufgenommen hat. Mit dem Song wollen CROWORD abschließend beweisen, dass das Projekt als intellektuelles Gesamtwerk zu betrachten ist.

Außer Spesen nichts gewesen?

„The Ignorance Cut“ kann mit seinen hochkarätigen Gästen und einer runden Komposition punkten. Die Songs sind eingängig und die Musiker wissen, was sie tun. Allerdings fehlt trotz des hohen Anspruchs ein Alleinstellungsmerkmal, das die Österreicher von der Konkurrenz abhebt. Der eigene Stil, der inzwischen erkennbar ist, sticht nicht weit genug heraus, als dass sich CROWORD von anderen Melodic- oder Progressive-Metal-Bands abheben. Die Orchesterparts haben ihren Reiz, wirken in der Masse aber redundant und bisweilen prätentiös, da sie sich aufgesetzt anfühlen. Auch der Wechsel in den Vocals könnte Fans, die das Grummeln des Ex-Sängers lieben gelernt haben, sauer aufstoßen.

Dennoch überwiegen die positiven Aspekte in CROWORDs Entwicklung, sodass es „The Ignorance Cut“ auch verdient hat, häufiger im CD-Spieler zu landen.

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07.10.2024

Ich liebe das Schreiben und den Metal. Warum nicht beides kombinieren?

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