Crossbones - First Time Screaming

Review

„First Time Screaming“ – der Titel der EP des jungen Quartetts aus dem Bergischen deutet es an, die Dame in KING CRIMSON-Optik schreit es auf dem Cover sogar im Sturzflug heraus: die CROSSBONES sind da, bereit zum ersten großen Sprung! Vor einigen Jahren noch hätte dieses Demo (denn darum handelt es sich nach herkömmlichen Standards wohl) bei einigen Fanzines für Furore und reges Interview-Interesse gesorgt, heute hingegen droht eine solch quasi in Eigenarbeit erstellte CD angesichts des Überangebots an Musik vor allem im Internet kaum mehr die Beachtung zu finden, die sie in diesem Fall verdient.

Sicher, auf „First Time Screaming“ wirkt zunächst einiges noch unausgegoren, nicht um zu sagen geradewegs roh. Von mir aus mag die Szene-Polizei der Band detektivisch nachweisen, dass sie den Kinderschuhen erst noch entwachsen muss – doch wer die Jungs live erlebt hat, der ahnt, dass diese EP (hoffentlich) den Auftakt zu einer Reihe von Aufnahmen bilden wird, von denen wir noch einiges erwarten dürfen. Denn wer sich Zeit nimmt, der wird bereits jetzt hinter dem rauen Gesang Leo Kreuzers und den teils etwas abgehackt klingenden Arrangements ein Gespür für große Melodien entdecken, welches übers bloße Zitieren von Bands wie MAIDEN, PURPLE oder die bereits erwähnten CRIMSON auf eine gute, alte Schule ebenso hindeuten wie auf einen jugendlichen Willen, die klassische Rock- und Metal-Musik mit eigener Energie zu beleben.

Der Opener „Free To Run“ hat anfangs etwas von einem ungestümen Befreiungsschlag, entpuppt sich jedoch schnell als abwechslungsreich arrangierter Song, welcher Leidenschaft und Musikalität der CROSSBONES nicht nur härtetechnisch bündelt, sondern auch in ruhigen Momenten zur Entfaltung kommen lässt. „Purity“ erreicht ein ähnliches Niveau, bevor die Ballade „Burst To Tears“ textlich wie musikalisch dicht an klischeeverseuchten Gewässern baut, die zumindest frei von Weichspüler-Giften sind. Der Anfang des letzten Songs „Abraham“ erinnert von der Melodieführung an die eisernen Jungfrauen, doch bei allen Vergleichen, die mir in den Sinn kommen (Keyboarder Kalle Kappner wird John Lord nicht nur dem Namen nach kennen), den CROSSBONES gelingt es bereits mit ihrem ersten Aufschrei, den Vorwurf, ihre Helden nur zu kopieren, weit von sich zu schieben. Somit spiegelt „First Time Screaming“ neben kleineren Schwächen das beachtliche Potential einer frischen und hungrigen Band, welche hoffentlich in den nächsten Jahren die traditionellen Rock- und Metal-Schemata mit wagemutigen Ideen bereichern wird. Die CD ist bei der Band für fünf Euro plus Porto erhältlich.

14.01.2008

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