Wenn man im Jahr 2013 die Metal Battle auf dem Wacken Open Air gewinnen möchte, dann muss man musikalisch entweder außergewöhnlich stark überzeugen oder in irgendeiner Form etwas Besonderes liefern. Ohne die Grundsatzfähigkeiten der Kanadier CRIMSON SHADOWS schmälern zu wollen, so scheint deren Überzeugungskraft insbesondere im letzteren Bereich gelegen zu haben. Beim Entscheid vergangenes Jahr landeten die Jungs auf dem obersten Podest des Siegertreppchens und konnten sich mit ihrem außergewöhnlichen Mix in die Köpfe der anwesenden Zuschauer spielen. Bereits 2012 legten sie mit “Glory On The Battlefield“ ihr Debütwerk vor – danach hat sich allerdings einiges getan: Vertrag bei Napalm Records und mit “Kings Among Men“ eine neue Platte im Schlepptau.
Auch wenn man damit vermutlich auf Stammtischparolenebene absinken mag, so lässt sich die Musik des Quintetts aus Übersee am ehesten als DRAGONFORCE für Erwachsene charakterisieren. Oder auch für rauschebärtige Jungs, harte Kerle und Träger von Anti-Hip-Hop-Shirts. Nun aber genug der unnötigen Bissigkeit, denn eigentlich ist dies genau jener Aspekt, welcher CRIMSON SHADOWS so interessant macht. Mit Greg Rounding, Ryan Hofing und vor allem Leadsänger Jimi Maltais sorgt man am Mikro einerseits für Abwechslung, auf der anderen Seite aber allen voran für den gewissen Biss, weshalb hier hauptsächlich tiefe, durchaus eigenwillig klingende Growls regieren.
Im Hintergrund peitschen schließlich treibende Rhythmen nach vorne, die stilistisch irgendwo in die Power/Speed-Schublade passen, genauso wie die wahrlich herrlichen Soli. Hier erinnert man mehrfach an die britischen Saitenflitzer, auch in jenem Kontext, dass CRIMSON SHADOWS manchmal Gefahr laufen, ebendiesen Bogen ein wenig zu überspannen. Im Wesentlichen bleiben die verspielten Gitarrenattacken dennoch ein absolut positives Trademark der Kanadier, die sich leider dafür Kritik hinsichtlich ihrer Kompositionen gefallen lassen müssen. Tatsächlich funktioniert diese Pauschalaussage nur in den seltensten Fällen so exakt, doch hier erscheint es keine Übertreibung zu sein, wenn man behauptet, die Songs glichen sich handwerklich wie ein Ei dem anderen.
Kurzer Einstand, Überleitung in den Track hinein und dann immergleiche Riffstrukturen, unterbunden von den angesprochenen Soli und chorartigen Refrains. Wirklich hängen bleiben Letztere auch eher selten (“Maidens Call“). Warum bleibt “Kings Among Men“ dann immer noch ein überdurchschnittliches Album? Weil es komischerweise doch ganz ordentlich funktioniert – die knapp 50 Minuten vergehen recht passabel und es macht Spaß, dem Trupp zu lauschen. Der riesengroße Wurf ist das trotzdem nicht.
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