Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.
Die Geschichte von CRIMSON GLORY beginnt bereits Ende der 70er Jahre als PIERCED ARROW. Zwischenzeitlich nennt sich die Band BEOWULF, ehe die Herren 1983 zum Rosenhybrid CRIMSON GLORY werden. Drei weitere Jahre gehen ins Land, bis das Debütalbum im Oktober 1986 via Par Records und Roadrunner Records als Kassette und Vinyl auf den Markt kommt. Die CD-Version erscheint erst circa ein Jahr später. Nicht nur die Musik sorgt für Aufmerksamkeit. Die Protagonisten spielen unter anderem im Vorprogramm von ANTHRAX in Europa. Die Herren tragen silberne Gesichtsmasken. Die Ausnahme ist Sänger Midnight, der nur das halbe Gesicht verbirgt, sonst wird es mit dem Singen schwer. Warum eine Band mit nur einem Release gleich in Europa unterwegs ist, liegt nicht nur an den Masken.
CRIMSON GLORY und das Debüt
Das Artwork zum Debüt zeigt die entscheidenden Merkmale von CRIMSON GLORY. Eine silberne Maske und zwei Rosen repräsentieren den Bandnamen und die spezielle Art von Liveshows. Dual-Lead-Harmonien und die hohen, teilweise schrillen Vocals von Midnight sind die musikalischen Merkmale der Herren. Der Auftakt nennt sich „Valhalla“, wo die Saitenarbeit bereits Akzente setzt. Spätestens mit dem einsetzenden Gesang spielen CRIMSON GLORY in ihrer eigenen Liga. Die hohen Vocals in Kombination mit den komplexen Songstrukturen sind für den US-Markt neu. Zur Erinnerung: wir schreiben das Jahr 1986. BON JOVI veröffentlichen „Slippery When Wet“, IRON MAIDEN „Somewhere In Time“, QUEENSRŸCHE ist mit „Rage For Order“ am Start und SLAYER liefert „Reign In Blood“. Jetzt kommt eine Band daher, die wie eine Mixtur aus der Komplexität von QUEENSRŸCHE, einer Schippe IRON MAIDEN mit einer US-Power-Metal-Stimme klingt, die dazu auch noch kräftig mit den Saiteninstrumenten schreddern, wie zum Beispiel bei „Dragon Lady“.
Die Highlights reihen sich aneinander. „Heart Of Steel“ startet balladesk und steigert sich mit jeder LP-Umdrehung bis zum Refrain, der die Fans zum Headbangen einlädt. Perfekter lässt sich komplexer US-Power-Metal nicht spielen. Auf einen perfekten Song einen draufzusetzen, dass ist die hohe metallische Kunst. Wer „Azrael“ nicht kennt, sich aber für US-Metal interessiert, sollte die Bildungslücke dringend schließen. CRIMSON GLORY legen eine A-Seite auf den Tisch, die selbst fast 40 Jahre später von seiner Genialität nichts eingebüßt hat.
CRIMSON GLORY haben nichts von ihrer Genialität eingebüßt
„Mayday“ ist der Auftakt der zweiten Seite. Luftholen ist nicht angesagt. Der Countdown zählt runter und mit hohem Tempo geht es weiter. Die Tempoverschärfung geht zu Lasten der Komplexität, sodass das dreiminütige „Mayday“ für das Debüt ein zu einfach gestricktes Stück ist. Die maskierte Bande hat einen passenden Song am Start. „Queen Of The Masquerade“ knüpft an die A-Seite an. Komplex, aber trotzdem eingängig und mitreißend, liefert das Quintett einen weiteren hervorstechenden Hit.
Das stampfende „Angels Of War“ geht in dem Hitgewitter etwas unter und bleibt im Schatten anderer Nummern, ohne dass hier ein schlechter Song zu attestieren wäre, ganz im Gegenteil. „Angel Of War“ fehlt jedoch ein Moment, der sich in die Gehirnrinde der Fans fräst. Das liegt auch am progressiven Schlusspunkt „Lost Reflection“, der ähnlich wie „Azrael“ zu den essenziellen Kompositionen des komplexen US-Power-Metal gehört. Der Übergang vom balladesken Part zum Refrain ist vom Steigerungsgrad kaum zu überbieten. Midnight keift unfassbar stark aus den Boxen und macht selbst dem jungen Bruce Dickinson Konkurrenz.
Ein Debüt auf höchstem Niveau
CRIMSON GLORY legen ein Debüt auf den Tisch, dass höchstes US-Power-Metal Niveau bietet. Die Bandbreite bewegt sich von schnellen Speed-Nummern („Mayday“) bis zum progressiven Metal („Lost Reflection“). Dazwischen liegen diverse herausragende Tracks, wie „Azrael“, „Heart Of Steel“ oder „Queen Of The Masquerade“.
Viele Kritikpunkte gibt es nicht. „Mayday“ kommt etwas zu einfach daher, „Angel Of War“ steht im Schatten anderer Nummern. Trotzdem: viel besser als das Debütalbum von CRIMSON GLORY geht es nicht. Die Scheibe gehört in jede gut sortierte US-Metal-Sammlung und ist essenziell für die weitere Entwicklung des progressiven US-Power-Metal. Das CRIMSON GLORY selbst mit „Transcendence“ noch einen draufsetzen, ist ein Thema für eine weitere Ausgabe von Blast From The Past.
Klassiker. Hat man natürlich als Lp im Schrank stehen. Der Zweitling ist genauso genial. Das Comeback mit anderem Sänger war eher mau