Crime In Stereo - Crime In Stereo Is Dead

Review

Die Musikszene in Long Island – dem kleinen, künstlerischen Provinznest nicht unweit der rauschenden New Yorker City –, so verschlafen der Ort auch sein mag, floriert schon seit Jahren. Und das mehr als prächtig. Ohne die Insulaner wäre die Historie der jüngsten Hardcore-Vergangenheit um einige Kapitel ärmer. Bands wie TAKING BACK SUNDAY, MOST PRECIOUS BLOOD, GLASSJAW oder KILL YOUR IDOLS brachte das äußerst veröffentlichungsfreudige Pflaster hervor; allesamt Formationen, die sich bereits als Spitze einer neuen Strömung behaupten und selbst den alten Kontinent für sich gewinnen konnten.

Für CRIME IN STEREO, die mit ihrem im Jahr 2000 veröffentlichten Debüt erste Akzente setzten, blieben die Türen und Tore zu populären Gefilden verschlossen, der große Durchbruch lässt noch auf sich warten. Sie führen eine friedliche Koexistenz fernab des Glamours und der großen Bühnen. Ein ähnliches Verhältnis zeichnet auch ihre Musik aus, eine bedachte Harmonie zwischen großen Gefühlen und wütenden Aggressionen. Vor Wut schäumt man eher selten über, der Brutalitätsfaktor hält sich stark in Grenzen. Zwar treten die Stereoverbrecher schon mal aufs Gaspedal, driften dagegen aber desto häufiger ins Emorock-Terrain ab, ohne jemals auch nur kitschig zu klingen. Ja, es gibt sogar Passagen, die man JIMMY EAT WORLD oder MY CHEMICAL ROMANCE hätte unterjubeln können, ohne dass sich jemand darüber groß mokieren würde. Es sind gute Songs, nur in einer anderen Gewichtsklasse. Songs wie „Third Atlantic“ oder „Unfortunate Tourists“ sind geradezu für einschlägige Radiowellen prädestiniert – geschickt arrangierte, fein ausbalancierte Hits, die keinem alteingesessenen Puristen gegen den Kopf stoßen werden und die man ohne rot anzulaufen gut finden darf.

„Crime In Stereo Is Dead“ ist ein an Melodiebolzen reiches Album, mit knackigen Hooklines und einem variablen Gesang, der von einem starken IGNITE-Einfluss herrührt. Es funktioniert in etwa so wie der alkoholträchtige Cocktail der Inselmoräne: Schmeckt harmlos, knallt aber umso mehr. Vor allem nach mehrmaligem Hören.

25.11.2007

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