Crematory - Unbroken

Review

Soundcheck Dezember 2020# 37 Galerie mit 14 Bildern: Crematory - Metal Hammer Paradise 2022

Stellt Euch vor, Ihr steht morgens auf. Die Sonne scheint wärmend durch das Fenster. Gut ausgeschlafen wollt Ihr in den Tag starten. Doch plötzlich drückt es in der Darmgegend – und die rettende Keramikschüssel lässt Euch den restlichen Tag über nicht mehr los. Klingt ziemlich beschissen, oder? Noch schlimmer wird aber selbst dieser Tag mit dem neuen CREMATORY-Output „Unbroken“.

CREMATORY am Tiefpunkt

Als erstes springt einem das komplett bescheuerte Artwork ins Auge. Die einzige Designvorgabe war anscheinend „Sex sells“. Anders lässt sich diese Silikontittenbilligpornoästhetik kaum erklären. Die gesprengten Ketten sollen vermutlich irgendwie den Bezug zum Albumtitel herstellen. Allerdings verstärken sie eher den Eindruck, hier einen SM-Streifen aus den hinteren Tankstellenregalen vor sich zu haben. Das musikalische Niveau schließt sich dem an.

„The memories are painful“ verrät Frontmann Felix Stass in „Awaits Me“. Die Anschlussfrage lautet: Welche Erinnerungen denn? Die an das Songwriting oder die Aufnahmesessions? Eigentlich auch egal, denn schlussendlich wird jede Erinnerung an „Unbroken“ schmerzhaft sein. Billigkeyboards aus der Techno-Ramschkiste treffen erbärmliche Möchtegern-RAMMSTEIN-Riffs und Kindergartenmelodien für die nächste Schlagerparade.

Schlimmer geht immer

„Rise And Fall“ kombiniert diese Todesspirale der Peinlichkeit mit Gitarrenarpeggien, die eine nachdenkliche Stimmung erzeugen wollen. Eine Betrachtung der ultrahohlen Texte lässt allerdings als einzigen Rückschluss zu, dass bei CREMATORY kaum noch jemand nachdenkt. Grammatikalische Abenteuer wie „Broken heroes, they never forget/ Fallen heroes, history overdrive/Fallen heroes, mission survive“ in „Broken Heroes“ hinterlassen nichts als Fragezeichen.

„Unbroken/ We still love, what we do“, heißt es derweil im Titelsong. Dabei drohte die Band vor zwei Jahren noch damit, sich aufzulösen, wenn die Fans nicht endlich ihre gottverdammte Platte vorbestellen. Anscheinend haben CREMATORY das schon wieder vergessen.

CREMATORY sind unglaubwürdig

Mit diesem Wissen im Hinterkopf wirkt die gesamte Aussage des Tracks wie blanker Hohn. „Hello, we have a lot of fun/ We share our dream with you“? Ja ne, ist klar. Was sich EQUILIBRIUM-Sänger Robse Dahn dachte, als er dem Schwachsinn seine Stimme lieh, wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben.

Einen weiteren Tiefpunkt der Platte stellt „I Am…“ dar. CREMATORY erschaffen hier ihre Version eines Boogies, allerdings ohne jegliches Gespür für echten Groove. Stattdessen gibts lieber wieder ein paar Kirmessynthesizer auf die Ohren. Dazu kommen leere Phrasen der Marke „Wherever your way goes/ It will be your destiny“.

Wenige Hoffnungsschimmer auf „Unbroken“

Einen Pluspunkt weist „Unbroken“ trotz allem vor. Der neue Gitarrist Connie Andreszka (ex-STORMWARRIOR und –MYSTIC PROPHECY) überzeugt mit seinen Clean Vocals auf ganzer Linie. Dank seiner kraftvollen Stimme übertrifft er Vorgänger Tosse Basler. In Form von „Voices“ und „The Downfall“ bietet „Unbroken“ zudem zwei einigermaßen okaye Songs. Gemessen an der viel zu langen Laufzeit der Platte, ist das allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Bei CREMATORY wird es dringend Zeit für ein wenig Selbstreflexion. Der Musikmarkt ist so übersättigt wie nie zuvor. Wer da einen Totalausfall wie „Unbroken“ auf die Masse loslässt, darf sich nicht wundern, wenn Platten- und Ticketverkäufe nachlassen.

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01.03.2020

"Irgendeiner wartet immer."

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13 Kommentare zu Crematory - Unbroken

  1. doktor von pain sagt:

    Einen Verriss zu einem Crematory-Album zu schreiben, ist wie einem kleinen Kind die Süßigkeiten zu klauen: zu einfach. Es gehört nicht viel dazu, Crematory beschissen zu finden, weil sie eben so viel machen, was einfach beschissen ist. Mutig ist es hingegen, sich als Crematory-Fan zu outen. Nee, ich tue das jetzt nicht, ich gehöre auch zu all denen, die Crematory richtig schlecht finden. Aber die Band hat ja mit Sicherheit ihre Fans – und wenn die dazu stehen, gehört eben schon ein gewisser Mut dazu. Ein bisschen so, als würde man zugeben, Scooter toll zu finden.

    1. BlindeGardine sagt:

      Hey hey, halt mal schön scooter aus der nummer raus, die haben dir nichts getan!

      1. doktor von pain sagt:

        Stimmt, haben sie nicht. Und das Sympathische an Scooter ist, dass sie genau wissen und auch zugeben, dass sie völlig stumpfe Musik machen.

  2. MetalGerhardt sagt:

    Ich mag Crematory eigentlich ganz gerne hören. Allerdings nur die Outputs bis 2010 und als dann Matthias Hechler die Band auch noch verlassen hat, wurde es immer uninteressanter.
    Zu diesem Werk hier kann ich nichts sagen; es reizt mich auch einfach nicht mehr sonderlich.

  3. motley_gue sagt:

    Das schlimme ist, dass die mich mal tatsächlich begeistert haben. Dazu steh ich auch. Aber das hier lässt mich peinlich berührt zurück – nicht begreifen wollend, ob das ernst gemeint ist.
    Meine Güte, Napalm haben in letzter Zeit aber wirklich ein Händchen…

  4. nili68 sagt:

    Echt, die neue Crematory ist nicht gut? Das hätte ich ja jetzt nicht gedacht. :-O

  5. Watutinki sagt:

    Weiß gar nicht was ihr woll, saugeiles Teil! Beste NB Band ever!

    CREMATORY… one day you rise… LIKE PHOENIX FROM THE ASHES!

    10/10
    1. BlindeGardine sagt:

      Das wäre nicht mal lustig wenn Crematory bei NB wären. Also dann eigentlich noch weniger.

      1. Stormy sagt:

        Jetzt komm, NB oder NR, Nuclear oder Napalm, das ist doch unserem Verteidiger der einzig wahren Wahrheit zu Kunst, Kultur und Black Metal egal. Da musst du ihn schon ein bisschen verstehen.

  6. Neffe sagt:

    Ich oute mich auch mal…habe die vor mehr als 20 Jahren auch mal gehört. Die ersten beiden Alben waren tatsächlich nicht schlecht. Aber dann ging es schnell bergab. Einfach nur ne Müllband.

    Mensch Stormy und Watu ihr seid ja auch wieder da…wir sehen uns beim MDB-Thread das wird bestimmt wieder interessant 🙂

  7. BigBen sagt:

    Die waren als Kind schon scheisse….
    nee mal im Ernst – wer zur Hölle gibt so einen Käse frei und presst es auf eine CD um die Welt damit zu „beglücken“?!

    Das aller schlimmste sind diese dümmlichen Texte die der Fronter da mit gebrochenem Englisch von sich gibt. Ganz ganz grausam!

  8. nili68 sagt:

    Ich hab‘ gerade überlegt, ob mir ’ne noch schlechtere Metalband einfällt. Nada. Unfassbar scheisse!! Die gibt’s doch schon voll lange. Bei Eisregen gehen ein paar Lieder ansich ja noch, wenn man von den Texten und der Attitüde mal absieht, aber hier stimmt absolut nichts..

  9. Kataklumpen sagt:

    Richtig gute Platte, verstehe dieses Bashing nicht…

    10/10