Crematory - Klagebilder

Review

Galerie mit 14 Bildern: Crematory - Metal Hammer Paradise 2022

CREMATORY – schon allein der Klang dieses Namens dürfte bei einigen Menschen unkontrollierbare Brechanfälle auslösen. Die deutsche Band ist seit jeher für ihren massiven Keyboardgebrauch, ihren Hang zum Kitsch und auch für ihre manchmal etwas unfreiwillig komisch wirkenden Texte bekannt.

Man kann von CREMATORY halten was man will, aber man muss anerkennen, dass sie nun schon seit 1991 unbeirrt ihren Weg gehen und sich über die Zeit hinweg eine sehr beachtliche Fangemeinde erspielt haben. Im Jahre 2001 sah es kurzzeitig so aus, als wäre es mit der Band vorbei, doch schon 2004 meldeten sich die Wormser mit ihrem Comeback-Album „Revolution“ zurück, das zwar an mir so ziemlich vorüberging, ansonsten aber relativ erfolgreich war.

Nun veröffentlichen sie pünktlich zum 15-Jährigen Bandjubiläum mit „Klagebilder“ ihr zweites Album nach der Auszeit, was sozusagen die Fortsetzung ihres zumindest für Fans legendären selbstbetitelten „deutschen Albums“ von 1996 darstellt. Wenn man mal ehrlich ist, dann hat CREMATORYs neues Werk schon fast mehr mit Pop denn mit Metal zu tun.

So negativ das erst einmal klingen mag (schließlich ist die Popmusik der erklärte Erzfeind des bösen, langhaarigen Metallers!), ich meine es grundsätzlich vollkommen wertungsfrei. Okay, Grunzgesang hat es wohl bei noch keiner Popband gegeben, auch die Gitarren sind relativ hart, aber es ist doch auffällig, wie sehr die sich im Aufbau ähnelnden Songs von den melodischen und entsprechend oft wiederholten Refrains leben. Diese kommen dank der ausgereiften Gesangsstimme des Gitarristen Matthias derart eindrucksvoll daher, dass einem die dazwischenliegenden Strophen schon ein wenig wie schmückendes Beiwerk vorkommen. Eine Entwicklung, die man in abgeschwächter Form schon bei Alben wie „Act Seven“ und „Believe“ beobachten konnte.

Manchmal wirkt „Klagebilder“ ein wenig wie ein Best-Of oder ein gigantisches Medley des bisherigen Schaffens der Band, vieles hat man bereits gehört. So erinnert „Kaltes Feuer“ aufgrund seines charakteristischen Gesangsrhythmus ganz schön an „Ist es wahr“ und die kraftvolle Up-Tempo-Nummer „Warum“ frappierend an „Endless“, nur eben auf höchste Eingängigkeit getrimmt und mit einer exzellenten, sehr fetten Produktion ausgestattet. Etwas befremdlich finde ich die ab und zu auftauchenden elektronischen Elemente wie am Anfang von „Höllenbrand“, die mich manchmal an billigen Mainstream-Techno denken lassen.

Ein weiteres Problem sind, wie bereits anno 1996, stellenweise die Texte. Zeilen wie „Ich schenkte dir mein Herz, doch für dich war das nur ein Scherz“ klingen einfach sehr holprig und erzwungen, da sind Magenschmerzen garantiert. Ja, auch viele englische Texte klingen ziemlich dämlich, wenn man sie auf deutsch übersetzt. Aber eben auch wirklich erst dann.

Alles in allem ist „Klagebilder“ auf jeden Fall ein ordentliches Album, dem es allerdings an Überraschungen und Abwechslung mangelt. Dafür bekommt man eine unkomplizierte, extrem eingängige Scheibe voller potentieller Ohrwürmer. Für CREMATORY-Fans empfehlenswert, aber wer schon mit den älteren Alben nichts anfangen konnte, der sollte um dieses erst recht einen großen Bogen machen.

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28.09.2006

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2 Kommentare zu Crematory - Klagebilder

  1. thoas sagt:

    so ein schwulstiges zeugs… bäh! weghauen und die alten alben hörn!

    3/10
  2. Anonymous sagt:

    Das hört sich doch mal interessant an. Ich kann zwar zur Zeit vor "Revolution" kaum was sagen, aber die Klagebilder entsprechen zum Großteil meinem Geschmack. Das zum Teil starke Ausreizen der Genregrenzen ist sicher nicht jedermanns Sache, aber dadurch ensteht auch ein eigener Sound. Mein Favorit: "Hoffnungen".

    8/10