Crematory - Inglorious Darkness

Review

Etwas mehr als zwei Jahre nach dem musikalischen Desaster „Unbroken“ stehen CREMATORY wieder mit einer neuen Platte vor der Tür. Und um die Band selbst zu paraphrasieren: Die Gothic-Metaller erheben sich wie Phönix aus der Asche. „Inglorious Darkness“ liefert fesselnde Riffs, lyrische Großtaten, charismatischen Gesang und – okay, okay, war nur ein Witz. Aber hey: So beschissen wie der total behämmerte Vorgänger ist die Platte nicht.

CREMATORY haben gute Ideen…

Der Titelsong wartet beispielsweise direkt zum Einstieg mit einer eingängigen Gitarrenmelodie auf, die tatsächlich hängenbleibt. Dazu kommen Modern-Metal-Riffs, die den Kopf mitwippen lassen, und die Produktion versprüht ordentlich Druck. Die Voraussetzungen sind also gut. Wäre da nur nicht der Gesang.

Anders als auf anderen Alben der jüngeren CREMATORY-Vergangenheit übernimmt Frontmann Felix Stass den Klargesang selbst. Während seine Growls ganz in Ordnung sind, kackt er in den klaren Passagen vollkommen ab. So saft- und kraftlos, wie seine Stimme in diesen Momenten aus den Boxen tönt, klingen viele Passagen auf „Inglorious Darkness“ mehr gewollt als gekonnt.

…aber scheitern an der Umsetzung

Melancholische Momente wie die Strophen der Vorab-Single „Break Down The Walls“ verlieren dadurch jegliche Wirkung. Ein zusätzlicher Sänger hätte hier wahre Wunder bewirken können – oder ein Verzicht auf Klargesang. Denn ein paar gute Ideen haben CREMATORY auf ihrem 16. Album durchaus im Gepäck. Nur die Umsetzung überzeugt nicht auf ganzer Linie.

Und so ganz lässt die Band nicht von großen Peinlichkeiten ab. Zum einen wären da die Eurodance-Keyboards, die beispielsweise „The Sound Of My Life“ viel von seinem Aggro-Potential nehmen. Zum anderen sind die Lyrics nach wie vor eine große Baustelle.

Die Texte sind kein Glanzpunkt von „Inglorious Darkness“

Gehen die Nonsens-Texte auf Englisch mit viel gutem Willen noch als kauzig-unterhaltsam durch, sind die lyrischen Ergüsse auf Deutsch kaum zu ertragen. „Die Zeit verbraucht – niemand der Dir hilft/ Die Leidenschaft entfacht – die Geister die Ich rief/ Den letzten Kampf verloren – den Plan zum Siegen gab es nie“, was zum Geier möchte uns der Dichter damit sagen? Das weiß er wohl selbst nicht.

Wenn CREMATORY hingegen auf jeglichen halbgaren Klargesang verzichten und bei nur halbverständlichen, englischen Texten bleiben, kommt gelegentlich ein brauchbarer Song rum. „Rest In Peace“ etwa regt mit seinen vorpeitschenden Drums zum Headbangen an. Der flotte Refrain stellt mit seinem hohen Energielevel ein Highlight auf „Inglorious Darkness“ dar. Mehr Songs von dieser Sorte und die Band spielt zukünftig vielleicht doch nochmal in der oberen Gothic-Metal-Liga mit. Bis dahin reicht es nur fürs Mittelmaß.

19.05.2022

"Irgendeiner wartet immer."

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