Creeper - Sanguivore

Review

Soundcheck Oktober 23# 22 Galerie mit 18 Bildern: Creeper - Devils Night 2024 in London

Nachdem Frontmann William von Ghould am Ende von CREEPERs letzter Konzerttour bei einer inszenierten Enthauptung seinen Kopf verlor, kehren er und der Rest der Truppe nun als Vampire wieder. Aus dem Reich der Untoten bringen uns die fünf Blutsauger ihr Vampirepos „Sanguivore“ mit, auf dem sie die Grenzen ihres Sounds weiter ausdehnen und dem Ganzen einen schauerlich düsteren Anstrich verpassen.

CREEPER tragen ihre Referenzen selbstbewusst und gekonnt zur Schau

Einen einseitigen Musikstil konnte man CREEPER ja noch nie unterstellen, doch nun gehen die Briten auf ihrem Konzeptalbum, dessen Erzählung von der Vampirin Mercy handelt, noch einen Schritt weiter und scheinen sich zu getrauen, was sich schon auf vorherigen Alben an so mancher Stelle angedeutet hat. So beginnt CREEPERs drittes Werk gleich mit dem epischen, neunminütigen „Further Than Forever“, einer theatralischen Rock-Oper, die stark an MEAT LOAFs „Bat Out Of Hell“-Album erinnert. Bei „Chapel Gates“ lassen CREEPER ihren ursprünglichen MISFITS-Punk wieder mit einfließen.

Doch sind es vor allem Gothic- und Darkwave-Einflüsse, die sich durch das Album ziehen. Produzent Tom Dalgety (GHOST) spielte dabei laut Band keine unwichtige Rolle, denn er sei es gewesen, der es den Musikern ermöglichte, sich voll und ganz der Welt des 80er-Jahre-Gothic-Glamours hinzugeben. Dementsprechend hinterlassen SISTERS OF MERCY, THE DAMNED oder DEPECHE MODE auf dem ganzen Album ihre Spuren. „Black Heaven“ beispielsweise könnte man sich mit seinen düsteren, elektronischen Elementen gut als Soundtrack eines Vampirfilms, etwa „The Lost Boys“ vorstellen. Ebenso düster, wenn auch eine Spur poppiger, kommen „Teenage Sacrifice“ und „Cry To Heaven“ daher. „The Ballad Of Spook & Mercy“, eine mörderische Ballade à la NICK CAVE, fügt sich nur zu gut in dieses Sammelsurium verschiedenster Stile ein.

Trotz allen offensichtlichen Einflüssen ihrer musikalischen Vorbilder klingen CREEPER niemals wie ein Abklatsch jener. Stattdessen gelingt es ihnen, den wilden Mix aus Stilen geschickt zusammenzufügen und einen eigenen Sound zu kreieren. Schon allein der facettenreiche, großartige Gesang von William von Ghould sorgt für einen eigenen Charakter. Passend dazu bringt Gitarrist Ian Miles seine Gitarrenparts mal in Form von melodischen Solos, mal als metallische Riffs ein. Der Hintergrundgesang von Keyboarderin Hannah Greenwood verstärkt an den richtigen Stellen nochmals den Gothic-Effekt der Musik. All das wird letztlich veredelt von der bombastischen Produktion von Tom Dalgety.

„Sanguivore“ hat das Potenzial zum Hit-Album

Scheint also so, als habe es sich gelohnt, dass die Band es gewagt hat, sich in überladene, ausufernde Gebiete zu wagen, denn auf „Sanguivore“ reiht sich ein potenzieller Hit an den anderen und Langeweile kommt hier ganz sicher nicht auf. Bleibt zu hoffen, dass uns die fünf Vampire noch eine Zeit lang erhalten bleiben, bevor sie sich selbst und ihre Musik wieder neu erfinden.

 

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08.10.2023

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8 Kommentare zu Creeper - Sanguivore

  1. marcmorgenstern sagt:

    Ich kommentiere hier selten. Hier muss man es einfach: 10/10 – Hit auf Hit!! Zur Rezession gibt es nichts hinzuzufügen!

    10/10
  2. destrukt. sagt:

    Hätte ich bei der „Eternity, in your Arms“ wahrscheinlich wortwörtlich auch so geschrieben, die nachfolgende Stilrichtung holt mich gar nicht mehr ab. Ein Schicksal, das einige meiner Lieblingsbands aus dem (Pop-) Punk Sektor, leider teilen.

  3. doktor von pain sagt:

    Zur Rezession kann man immer was sagen, zumindest dann, wenn man sich mit Wirtschaft auskennt. Bei der Rezension sieht es vielleicht anders aus.

  4. Strobe sagt:

    ALL KILLER ONE FILLER!
    Ein super geiles Album. Further Than Forever ist der perfekte Einstieg in ein geniales Album. So absolut toll, dass ich nicht mal sagen kann, welcher Song am besten ist. Ich schwanke zwischen Lovers Led Astray und Sacred Blasphemy.
    Der einzige „Filler“ ist im Grunde The Abys, aber das ist wohl eher eine Art Intro.
    Geile Band, Geiles Album.

    10/10
  5. Se Wissard sagt:

    Noch ohne Wertung, aber ich bin doch ordentlich überrascht in welche Richtung sich Creeper entwickeln. Nachdem ich vor kurzem das Vorgänger Album gekauft habe und echt gerne mag, knallt mich das Ding jetzt richtig weg. Das erste Lied ist mehr als nur eine Verbeugung an Jim Steinman, wenn William Ghould wieder etwas knödliger singt, habe ich den Fleischklops sogar leicht vor Augen. Aber seien wir ehrlich, an Meatloaf kommt die Stimme natürlich nicht ran. Aber egal, eine gelungene Hommage ist das Stück auf alle Fälle.
    Auch sonst sind nur Ohrwürmer drauf mit viel 80er-Flair. Den Sisters-Vergleich finde ich da durchaus passend. So cool kann Gothic Rock sein…
    Hör ich mir sogar während einer Rezession an.

    Ach ja, falls jemand das Debüt loswerden will…das gibt’s ja leider kaum mehr…

  6. Se Wissard sagt:

    Scheiss drauf, 9/10!
    Hab das Ding seit gestern sechs Mal gehört und bin begeistert. Klar, für den Metaller ist das eher nichts. Wer aber klassischen Rock mit viel Theatralik und ein bisschen Glam mag, sollte das Ding unbedingt hören.
    Wobei mein Favorit das Misfits-lastige Chapel Gates ist, das ganze Album ist aber so dermaßen gut produziert…merkt man den Typen, der die letzten Ghost-Alben produziert hat halt schon gewaltig.

    9/10
  7. onlythewindremembers sagt:

    Weiß auch nicht, was man dazu noch sagen soll. Das Ding ist von vorne bis hinten einfach richtig gut.

    9/10
  8. destrukt. sagt:

    Falls nicht bekannt, Will Gould hat mit SALEM noch ein zweites Projekt am Start, das deutlich mehr im Punk fußt, näher an Creepers Debut.