Acht lange Jahre gingen seit dem Debütalbum der Stuttgarter Melodic Deather von CREDIC bereits ins Land, bevor nun mit „Agora“ das Zweitwerk das Licht der Welt erblickt. In dieser Zeit ist viel passiert, es gab Wechsel im Line-up, unter anderem am Mikrofon, allerdings auch relativ deutliche Veränderungen am Gesamtsound der Truppe. Haben CREDIC die lange Schaffenspause also genutzt, um Trademarks zu schärfen und einen unverwechselbaren Sound zu kreieren?
CREDIC – Von klassisch zu modern
Während der Erstling „Patchwork of Realities“, gerade auch im Bereich der Vocals, ein recht deutliches Standbein im klassischen (Melodic) Death Metal hatte – Einflüsse von DISSECTION und auch ein wenig AT THE GATES schienen immer mal wieder durch – gibt es auf „Agora“ doch eine deutliche Kurskorrektur.
Auch wenn das Intro „Revelation“ mit seinem leicht verstimmten Klavier, das geradewegs einem 50er-Jahre-Film entsprungen zu sein scheint, erst einmal ein wenig überrascht, ist die Marschrichtung ab „The Masquerade“ eigentlich klar. Der Promo-Zettel verrät, dass die Band selbst DARK TRANQUILLITY, IN FLAMES und METALLICA als ihre Haupteinflüsse sieht. Das mag halbwegs nachvollziehbar sein, auch wenn Bay-Area-Thrash nun wirklich gar nicht heraushörbar ist. Am häufigsten dürften sich während der Produktion aber eindeutig die aktuellen Alben der erstgenannten Göteborg-Pioniere im Player gedreht haben.
Das Shouting von Fronter Stefan ist zwar relativ variabel – von modernen Screams, die auch in eine Metalcore-Band passen würden, bis zu tieferen Tönen ist alles möglich – dennoch fällt auf, dass er häufig versucht, an die typischen Phrasierungen eines Mikael Stanne anzuknüpfen. Auch songtechnisch tauchen immer wieder Elemente der großen Vorbilder auf. Am Anfang von „Mind Over Matter“ überlegt man als Hörer doch das ein oder andere Mal, ob nicht aus Versehen etwas von „Atoma“ oder „Construct“ in die Playlist gerutscht ist.
Technisch gesehen ist an „Agora“ allerdings kaum etwas auszusetzen. Alle Mitglieder beherrschen ihre Instrumente, anspruchsvolles Riffing und stimmige Soli stechen an vielen Stellen hervor. Produktionsprofi Eike Freese, u.a. Studiopartner von Kai Hansen und entsprechend auch Haus- und Hofproduzent von GAMMA RAY, hat der Band, trotz relativ präsenter Keyboards, einen erfreulich natürlichen Sound auf den Leib geschneidert.
Viele Zitate, wenig eigenständiges auf „Agora“
Wer gerne eine alternative Variante neuer DARK TRANQUILLITY ohne Klargesang und vielleicht noch etwas modernerer Schlagseite hören möchte, dem sei der neue Longplayer von CREDIC in jedem Fall empfohlen. Letztlich findet sich dann aber vielleicht doch das ein oder andere Zitat zu viel auf „Agora“. Das Songwriting fällt zudem auch auf der zweiten Albumhälfte ein wenig ab. Hier gibt es zwar viele gute Riffideen zu hören, die man unbedingt verwenden wollte, aber das Ziel einfach packende Songs zu schreiben wurde an einigen Stellen aus den Augen verloren.
Unter dem Strich bleibt ein gutklassiges, modernes Melodic-Death-Album, das keinen Schaden anrichtet, aber über wenig Eigenständigkeit verfügt und auch immer ein wenig steril und unpersönlich bleibt.
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