Craving - Call Of The Sirens

Review

Soundcheck Dezember 2023# 19

CRAVING haben zwischen 2012 und 2016 drei recht gut beim Publikum aufgenommene Alben veröffentlicht, zuletzt das starke „By The Storm“. Danach wurde es etwas ruhiger um die Band von Ivan Chertov, Jonas Papmeier und Wanja Gröger (auch bei KEEP OF KALESSIN hinter den Kesseln). Doch nun melden sie sich mit neuem Plattenvertrag und neuem Album zurück. „Call Of The Sirens“ bietet acht neue Songs, zwei Coverversionen und Lyrics auf insgesamt vier verschiedenen Sprachen: Deutsch, Englisch, Russisch und Ukrainisch. Schlägt sich diese Diversität auch in der Musik nieder?

CRAVING setzen ihre musikalische Reise fort

CRAVING standen schon immer für melodischen Black Metal mit leicht orchestralem Hintergrund, die auch für das ein oder andere Experiment zu haben waren. Daran hat sich auch beim neuesten Wurf der Band nicht viel geändert, textlich fokussiert sich die Band dieses Mal weniger auf Fantasy, sondern mehr auf soziale Missstände, Apathie, mentalen Terrorismus und Verzweiflung.

Das musikalische Konzept setzt auf hohe Geschwindigkeiten, rasende Gitarren und präzises Drumming. Aufgelockert wird die Raserei dabei immer wieder durch die epischen Refrains der Band, welcher oft mit Klargesang, Chören oder orchestralen Elementen gespickt sind. Die sprachliche Abwechslung innerhalb der Songs kommt gut zur Geltung. Insbesondere positiv fällt auf, dass auch der Opener „Mich packt die Wut“ nicht peinlich, sondern recht gut geschrieben ist, was keine Selbstverständlichkeit in der deutschsprachigen Sparte des Genres darstellt.

Fluch und Segen der Eingängigkeit

Ein bisschen Fluch und Segen ist das recht ähnliche Konzept der Songs. Fluch deshalb, weil kein Song qualitativ ausbricht, weder nach unten noch nach oben. Sie bewegen sich alle auf etwa dem konstant gleichen guten Level. Segen ist das Konzept auch deswegen, weil selbst ein Song wie „Blood Ov Franconia“ mit seinem ironisch-bierseligen Text nicht zur Lachnummer verkommt, sondern einen weiteren starken Track auf der Scheibe darstellt. Außerdem sind „Death March“ und „Star By Star“ Anspieltipps, in denen das Bandkonzept insgesamt am stimmigsten funktioniert.

Die beiden Coverversionen, die am Ende des Albums zu finden sind, sind zwei Beiträge zum Eurovision Song Contest 2021, einmal aus Zypern und einmal aus der Ukraine. Der zypriotische Beitrag heißt „El Diablo“ und kommt von von ELENA TSAGRINOU. Diesem haben CRAVING ihren Genremantel übergestülpt, was sich zwar hören lässt, aber hinter den Eigenkompositionen qualitativ zurückbleibt. Da gefällt das GO_A-Cover „Shum“ besser, aus welchem CRAVING einen erstaunlich gut funktionierenden Pagan-Metal-Song gemacht haben.

„Call Of The Sirens“ lockt dich nicht auf die falsche Fährte

Wer CRAVING bisher gefeiert hat, wird auch mit „Call Of The Sirens“ glücklich werden. Die sieben Jahre Pause zwischen den Alben haben keine komplett andere Band aus den Musikern gemacht. Das Material drückt gut nach vorne und lässt gespannt auf die Zukunft und den weiteren Weg der Gruppe schauen.

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04.06.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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